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Sonntag, 13. Dezember 2020

Josef Ulrich: Bilder zu Karl Mays DURCH DAS LAND DER SKIPETAREN

Die Illustrationen von Josef Ulrich zu Mays Durch das Land der Skipetaren erschienen in der tschechischen Buchausgabe des Verlages Josef Richard Vilimek, Prag um das Jahr 1900.


Erstes Kapitel

Entlarvt

...Hier hat er sich die Krücken unter den Achseln angebunden. Wenn sie beim Gehen aneinander  stiessen, habt ihr geglaubt, dass seine Gebeine klappern. Hier ist die Perücke, welche er als Krüppel trug.

Ein nächtlicher Zug zu der Ruine hinauf, um Diebe einzufangen, das war noch niemals dagewesen; das war den Leuten eine Lust. Darum wanderten fast die ganze Bevölkerung des Ortes hinter uns her.

Er riss sich los, drehte sein Gewehr um und sprang über den hell erleuchteten Platz. Da bleib uns nichts Anderes übrig, als ihm zu folgen.

Osko hielt ihn an den Schultern nieder, und Omar kniete ihm auf die Beine. Als nun der kleine Halef seine Peitsche aus dem Gürtel nahm, liess sich doch eine laute Stimme vernehmen...Ich schritt langsam auf sie zu, stiess den Kolben des Gewehres auf den Boden, legte die Arme gekreuzt auf die Mündung und sah ihnen in die Gesichter, ohne ein Wort zu sagen.
(Original nicht erhalten.)

"...Es ist also kein Zweifel mehr an seiner Schuld, und so frage ich dich denn, edler Effendi, wie viel du für den Kaftan bezahlen willst?"

"...Du aber reitest den Rappen."
Kaum hatte ich das gesagt, so tat es drüben, wo Halef im Bett gesessen hatte, einen Plumps

Zweites Kapitel

Die beiden Aladschy

Aber was für eine Gestalt sah ich da vor mir! Dieser Doktor und Arzneiladen hätte, in ein heimatliches Rübenfeld gestellt, allen Hänflingen, Stieglitzen, Zeisigen und Spatzen einen so heillosen Schreck eingejagt, dass sie sicher sofort nach Marokko geflogen wären, um niemals in ihrem Leben wiederzukommen.

Der Schuss krachte. Ich griff mit der Hand nach vorn, der Gewehrmündung entgegen, als ob ich die abgeschossene Kugel auffangen wollte, und hielt dann die bereitgehaltene Kugel zwischen Daumen und Mittelfinger empor.

"Dur - halt!" begann der eine, indem er gebieterisch die Hand erhob. "Willst du nicht ein Gläschen Raki mit uns trinken?"

Ich zog die Hand in schnellem, kräftigen Druck zusammen. Da stiess er einen lauten Schrei aus, wolltw sich loswinden, kam aber nicht dazu, denn der Schmerz ging ihm so durch den ganzen Körper, dass er in die Knie brach und auf dem Boden niedersank.

Auch für mich blieb kein Augenblick übrig, die Schüsse zu verhindern; sie krachten. Aber wie weit, wie weit hinter Halef flogen wohl die Kugeln über den Weg.

Ich untersuchte beide. Tot waren sie nicht - sie mussten bald wieder zu sich kommen, und so war es ratsam, mich nach vorn zu konzentrieren.

Drittes Kapitel

Ein Hekim

Der Korbmacher brachte ein Geflecht, welches schon etwas zu fassen vermochte, und hielt es empor. Nun schüttete der Hadschi aus beiden Stiefeln eine ganze Menge von Früchten, Fleisch- und Backwaren in diesen Korb, so dass derselbe ganz voll wurde.

Das Gesicht, welches er schnitt, ist gar nicht zu beschreiben. Ich hatte noch den Turban auf dem Kopf und die Brille auf der Nase; das machte ihn irre, obgleich mein Gesicht nicht im geringsten verändert worden war.

Dann raffte er die Klystierspritze vom Boden auf und begann den Dicken so eifrig und sicher zielend anzupusten, dass derselbe in wenigen Augenblicken triefte, wie ein begossener Pudel.

In einer der engen Gassen, durch welche wir ritten, sah ich eine Menge Menschen stehen. An dem Hause, vor welchem sie sich postiert hatten, hing ein weisser Gegenstand. Als wir näher kamen, erkannte ich den Kaftan, über dessen Kragen der Fez mit der Zigarrenbändertroddel gestülpt war.

Viertes Kapitel

In der Schluchthütte

...dann kam er herein. Seine dunklen Augen überflogen uns mit einem scharfen Blick, welcher eine längere Weile auf mir haften blieb.

Ich schob die Türe des Häuschens ein wenig auf und hielt den Revolver bereit.
(Original nicht erhalten.)

Oska und Omar hatten die Sänfte so gesetzt, dass die Türe derselben nach dem Schut gerichtet war. Dieser gab der Laterne eine solche Stellung, dass das Licht derselben graf auf mich fiel.

"Ich bin - - der alte Mübarek selbst," ertönte es über uns. "Ihr bleibt hier, um zu verschmachten und euch selbst bei lebendigem Leib aufzufressen!" Ein höhnisches Gelächter begleitete diese Worte; dann wurde über uns eine helle Oeffnung sichtbar. Wir sahen einen doppelten Strick, an welchem die Gestalt des Schwarzen hing und durch die Oeffnung hinausgezogen wurde. Dann fiel oben die Klappe zu...

Nun steckte ich den Turban auf den Lauf und schob ihn langsam empor, indem ich ich ein Ächzen ausstiess, als ob jemand sich mühsam hinausarbeiten wollte.

Er liess mich auch gar nicht zu Wort kommen, denn er fasste den einen, der ein trommelähnliches Ding vorgeschnallt und zwei Stöcke in den Händen hatte, bei der Brust, schwenkte ihn vor mich hin und erklärte: "Dieser schlägt die Dawul. Er ist Meister dieses Instrumentes."

Das Gewehr war so grad auf meine Stirn gerichtet...der im Anschlag liegende Mörder konnte nicht sehen, dass ich das Gewehr vom Tisch aufriss....

Ein einziges Paar, Mann und Weib, produzierte ein leidliches pantomimisches Spiel, welches auch nur von der Gitarre und Geige begleitet ward.

Fünftes Kapitel

Der Miridit

Ich schwang mich aus dem Sattel und nahm den Stutzen in die Hand, teils um ihn als Stütze beim Gehen zu benutzen, teils auch um an ihm eine zuverlässige Waffe zu haben. Die wenigen Schritte zum Braunen konnte ich wagen.

Ich blieb starr im Sattel halten, das Gewehr in beiden Händen. Dann ein blitzschneller Ruck empor mit dem Gewehr - die Axt traf den Lauf und flog davon.

Ein Ruck, ein Schrei - Rih stand, der Braune rannte weiter, und der Miridit lag am Boden, mit straff zugezogener Schlinge um die Arme und um den Leib.
 
Aus der Ferne wandte er sich noch einmal um und winkte uns zu, dann ging er zu seinem Pferd und ritt davon.

Wir ritten nämlich hart am Rande des Teiches hin, über dessen Fläche ein Kahn grad auf uns zu gekommen war. Es sass ein junges Mädchen darin, welches das Fahrzeug mit kräftigen Armen ruderte.

Schnell trat sie näher, ergriff meinen Bügelriemen und fragte mit gedämpfter Stimme:"Bist du etwa der Effendi, der mit drei Begleitern hier erwartet wird....Und indem sie sich auf die Zehen erhob, raunte sie mir noch leiser als vorher zu: "Nimm dich in Acht!"

Sechstes Kapitel

Im Turme der alten Mutter

"So beschütze mich Allah! Ich magnichts mehr mit dir zu tun haben. Allah w' Allah!" Er streckte mir alle zehn Finger entgegen, drehte sich dann um und rannte in höchster Eile fort.

Halef nahm den Kaftanzipfel von dem Eierkuchen, trat vor Habulam hin und überreichte ihm denselben mit den Worten: "Herr, nimm diese Speise der Gastfreundschaft, und erweise uns die Liebe, zusehen zu dürfen, wie es dir schmeckt!"
Es lagen sechs tote Sperlinge darauf.

Er zog sein Messer aus dem Gürtel und schwang es über dem Mübarek. "Allah! Willst du mich erstechen?" rief dieser erschrocken.

Siebentes Kapitel

In Wassernot

Meine Kugel hatte getroffen und dem Mann den Lauf an das Gesicht geschlagen, ja, ihm das Gewehr aus der Hand geprellt.

Er zog seinen langen Beutel hervor, welcher das Geld enthielt, dessen Besitz wir dem Kampf in und bei Derekulibe verdankten, und öffnete ihn. "Erlaubst du, Sihdi?" fragte er mich. "Gern!", nickte ich, neugierig, wie viel er den Beiden geben werde.

Er richtete die Waffe auf mich, der Hahn knackte und der Schuss krachte. Kaum fand ich Zeit, mich mit allen mir zu Gebote sthenden Kräften zur Seite zu werfen, so dass ich samt dem Stuhl um- und zu Boden stürzte.

Er befahl Anka, Raki zu holen. Sie brachte eine ganze Flasche voll. Humun ergriff dieselbe und steckte dem Gezüchtigten den Hals derselben in den Mund.

"Schweige! Ich habe keine Zeit, die Worte deines Geizes anzuhören. Ich muss beginnen." Er stellte sich vor die nach oben gerichteten Füsse des Alten, tat, als ob er mit dem Stock auf die zu treffende Stelle ziele, und holte scheinbar zum Schlage aus.

Ein Mann war davor beschäftigt, einen Damm zu errichten. Als ich ihn grüsste, dankte er mir kaum und warf mir nur einen halben, höchst unfreundlichen Blick zu.
(Original nicht erhalten.)

Die Flut fasste das Fahrzeug und trieb es grad auf unseren Prahm zu. Es kam in rasender Eile herbeigeschossen.... Ein lauter Krach - der Kahn prallte mit unserem Prahm zusammen.

Endlich, endlich war es mir gelungen, von der mich gewaltig fortreissenden Mitte des Stromes zur Seite und über die an dem eigentlichen Ufer sich bildenden Drehen hinweg zu kommen.

Als ich dort ankam, langten zehn, zwanzig Hände nach mir und nach dem Weib.

...hörte ich scheltende Stimmen hinter der Türe. Diese wurde aufgestossen, so dass sie mir fast ins Gesicht flog, und es kammen zwei Männer heraus, welche an mich anrannten, nämlich Halef, in der einen Hand meine Hose und in der andern den Schneider.






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