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Dienstag, 17. März 2020

VIGI der Verstossene von Fritz Brunner illustriert von Otto Baumberger

Otto Baumberger (* 21. Mai 1889 in Altstetten; † 26. Dezember 1961 in Weiningen) war ein Zürcher Plakatkünstler, Maler und Bühnenbildner. Er gilt als Erneuerer der Schweizer Plakatkunst und wichtiger Vertreter des schweizerischen Expressionismus.
So stehts in Wikipedia, aber dass Otto Baumberger auch Illustrator war scheint vergessen. Immerhin haben wir auf unserem Blog bereits seine Bilder zu Wilhelm Tell schon vorgestellt. Neu zeigen wir seine Illustrationen für das Jugendbuch VIGI der Verstossene von Fritz Brunner, das 1937 im Verlag Sauerländer Aarau und Frankfurt am Main erschienen ist.

 Otto Baumberger


 Schutzumschlag

Vor der Schulhaustüre warteten die Klassenkameraden.
Vigi wartete, wartete. Der Vater ging zu Bett, ohnr Gutnachtgruss.

Da!...paffte nicht eine Rauchwolke unter der Decke des Hausiererwagens hervor?... Eine spitze Flamme!

Dem Tram nach befiehlt Vigi.


...Und der schwarze Elefant aus Ebebholz auf dem Geschirrschrank?

Ein Fahrrad bedeutet im Leben eines Buben ein Ereignis. Und wenn die geschickte Hand des Vaters gar ein altes neu werden lässt, ist der Stolz des Sohnes doppelt so gross.


Vor einem Gartentor aber stutzte er. "Betteln und Hausieren verboten" stand auf einem weissen Täfelchen.

"Heute zahlen Sie", rief der Mann mit unbekümmerter, gewaltiger Stimme über den Haufen, "heute zahlen Sie ausnahmsweise, nur um den unentbehrlichen Gebrauchsgegenstand überall einzuführen, den Reklamepreis der Mustermesse....

Der Dieb wurde abgeführt.

Machtlos sahen sich die zwei Jungen den strafenden Männerfäuste ausgeliefert. Felix heulte.

"Das Auto ist angekommen", hauchte die Krankenschwester...

Not seufzte von Tisch und Bank, Not ächzte in den Augen des Küchenschrankes., Not lugte aus den schadhaften Kleiderrn.

Dick eingemummte Menschen drängten sich vor den sprühenden Schaufenstern. "Ah, Weihnachtssachen", strahlte Vigi. Aber er wagte nicht, sich durchzuträngerln, wie er dies sonst so gern gemacht hätte. 

In allen Klassen des Lindenbuckschulhauses wurde das Schneeballwerfen in der Pause streng verboten.

Vigi zitterte, als der Direktor an die Reihe kam. Mit zagen Finger strich er den Seifenschaum über die Oberlippe des Mannes.

"Wo tut's dir weh?"  fragte der Mann, der Vigi stützte. "Weh? Nirgends", entgegenete er und versuchte aufzustehen. Ein Bäckerjunge machte sich am Fahrrad zu schaffen. Er presste das Vorderrad zwischen seine Knie.

Ein Wimmern tönte aus den Tüchern des Buben.

"Iss nur!" hörte er leis den Ruf der Mutter.
Der Sattel kreischte. Davon!

Sträflinge in Anstaltskleidern pickelten an einem Graben am Waldrand.

"Feines Rad", lobte der mit der Narbe.  "Ticino? Aha, neue Schweizermarke. Englische Ventile?"...
"Gauner ¨" schrie es in ihm.
Die Glocke beim Wärterhäuschen schellte.
Umsonst ruderte und stampfte der Junge die Masse unter sich weg. Jählings richtete sich der starke Knabenkörper auf, verharrte einen Augenblicke, als ob er zum letzten Schlag gegen die Wand ausholen wollte, und sackte hintenüber.


Da war ein Tessiner Hausierer mit seinem geheimnisvollen Tragkasten.
Auf der Heimfahrt durch die neblige Winternacht spürte Lehrer Fröhlich, wie ihm der Bub langsam einen Zettel in die Hand schob...



Sein genesendes Ohr trank den verwirrenden Glockenklang, das Schmettern der Pfannendeckel...

Vor drei Wochen gelang es einer Abteilung französischer  Kolonialtruppen im gebiet des Ari Airachi den gefährlichen marokkanischen Bandenführer Sidi Oqba in einem Schlupfwinkel gefangenzunehmen.
In ihrer Mitte prangte ein wundersamer Weihnachtsbaum.

Nun schlenderten sie schweigend nebeneinander hügelan. Vigi schwankte. Jedes Gepolter eines Lastwagens, jedes Hupen oder Rasseln in der Nähe erschreckte ihn. Hatte die Ohrenkrankheit ihm das GHleichgewicht genommem? Immer stiess er gegen Hans.

Reise ins Tessin


Er trat aus dem Wald. Zu seinen Füssen dunkelte die weite Stadt. Über dem See standen die Berge in matten Abendglanz.
In den frühen Morgenstunde des samstags wurde er auf einem mit dicken Leinen belegten hohen Karren in den Operationssaal gefahren....
Hans weiss selber nicht, wie er abgerutscht und dann gestürzt ist.

Vigi hatte früher diesem Frühlingsfest nur im Gedränge der Zuschauer beigewohnt. Jetzt jauchzte er im Zuge mit. Herr Grob, als Meister der Zunft zum "kämbel", hatte ihn eingeladen, hatte ihn mit Hans in eine Beduinentracht kleiden und auf dem Afrikawagen mitfahren lassen.
Dunkelzornig rissen die gewaltigen, enggekoppleten Lokomotiven die Wagenschlange in die Höhe, bald rechts im Bogen, bald links herum, heulend, mit durchdringendem Sirren.

"Und nachts sieht man manchmal das scheinwerfer licht der italienischen grenzerboote, die den See absuchen."

Ganze lange Nachmittage streiften die drei dem See nach bis hinunter zum Delta der wilden Maggia,...

Jetzt reckte sich Hans im Boot auf und sprang ins Wasser...

"und wenn ich einmal genug Geld verdiene, dann reise ich Marokko und suche das Grab meines Vaters", sagte Vigi glücklich ernst.
"Und ich reise mit dir!"

Schutzumschlag Rückseite




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