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Sonntag, 25. Oktober 2015

Max Slevogt: Zeichnungen zu Coranna, Eine Indianer Geschichte von W. Claire

Es ist eher selten, dass Maler des deutschen Impressionismus Abenteuergeschichten illustrieren. Slevogt ist eine Ausnahme, denn er hat Coopers Lederstrumpf illustriert. Sie stellt bis heute für Liebhaber eine gesuchte Buchedition dar. Wir werden Slevogts Bilder zum Lederstrumpf zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen. Diesmal zeigen wir Slevogts Zeichnungen zu Coranna, Eine Indianergeschichte von W. Claire. 
Franz Theodor Max Slevogt (* 1868 in Landshut; †  1932 in Leinsweiler-Neukastel/Pfalz) war ein deutscher Maler, Grafiker, Illustrator und Bühnenbildner des Impressionismus.
Slevogt nimmt eine besondere Stellung in der Landschaftsmalerei ein. Zusammen mit Lovis Corinth und Max Liebermann gehörte er zu den Vertretern der Freilichtmalerei, die im Gegensatz zur Ateliermalerei direkt vor dem Motiv in der freien Natur arbeiten. Slevogt war Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler.


Max Slevogt, Selbstbildnis

Seit Sommer 1890 arbeitete Slevogt als freischaffender Künstler in München. Hier wurde er Mitglied der Sezession und gründete 1894 mit Wilhelm Trübner (1851–1917), Lovis Corinth (1858–1925) und Peter Behrens (1868–1940) die „Freie Vereinigung“. In Anlehnung an symbolistische Tendenzen entstanden erste Bildkompositionen, darunter „Ecce Homo“ (1894, Städt. Gal. Würzburg) und „Scheherezade“ (1897, München, Neue Pinakothek), die in München überwiegend auf Ablehnung stießen. Als er im Juni 1899 die „Danaë“ (München, Lenbachhaus) auf der Münchner Sezessionsausstellung zeigte und schon nach wenigen Tagen wieder zurückziehen mußte, kam die Einladung des Galeristen und Verlegers Bruno Cassirer (1872–1941), sein jüngstes Gemälde „Der verlorene Sohn“ (Stuttgart, Staatsgal.) in Berlin zu präsentieren, einer Befreiung gleich. Vor der Übersiedlung nach Berlin Anfang Nov. 1901 weilte Slevogt von April bis Mai in Frankfurt/M. und schuf im dortigen Zoo eine Serie von insgesamt 29 Gemälden, Zeichnungen und Aquarellen der Raubtiergehege und der Papageien. Noch vor der unmittelbaren Auseinandersetzung mit den franz. Impressionisten in der Nationalgalerie und bei Cassirer und noch vor seiner zweiten Reise im Frühjahr 1900 nach Paris wurde hier erstmals eine stilistische Neuorientierung deutlich. Aus: Deutsche Biografie.




Vorblatt

 Frontispiz (zu Seite 64)
In der Mitte des von dem Blätterwall gebildeten Kreise hielt Coranna hoch zu Ross. Sie trug den Kriegsschmuck der Häuptlinge wie am Abend zuvor. Aber ausserdem hatte sie sich geschmückt wie ein Mädchen, die bereit ist, dem Bräutigam zu folgen....Vor sich auf dem Sattel hielt sie fest umschlungen den starren Körper des Geliebten.


Einen Augenblick sah Coranna dem Bruder nach, dann eilte sie auf die andere Seite des Cedernwäldchens, das sich über dem Kamm des kleinen Hügels erstreckte. Hier bot sich ihren Augen der Anblick eines grossen Indianerlagers.

Da ertönte das Schwirren einer Bogensehen, der Vogel breitete seine schwingen aus und fiel zur Erde. Ein Pfeil hatte seinen Körper durchbohrt, und rasch eilte das Mädchen, das die Szene beobachtet und geschossen hatte, auf seine Beute zu.

...da fühlte sie sich plötzlich von zwei kräftigen Armen umschlungen...

Als ihr Feind mit einem heiseren Wutgeschrei auffsprang, um sich auf seinen Gegner zu stürzen, sah er einen fest auf sich gerichteten Büchsenlauf in der Hand eines weissen Jägers:  "Kerl, noch eine einzige Bewegung, und ich jag dir eine Kugel durch den Schädel, so wahr, wie du ein elender, feiger Schuft bist, der sich nicht schämt, sich an einem Weibe zu vergreifen."

...und kam jetzt gerade noch zur rechten Zeit, um die Tochter des Comanchenhäuptlings aus den Händen des gelben Jacks zu befreien...

Coranna und Bill Kutter "der tötende Blitz"

"Leb wohl, Coranna und vergiss deinen weissen Bruder nicht, solange er fern von dir ist", sagte mit leiser Stimme der Jäger.

Er hielt sich an dessen Zweigen fest und blickte vorsichtig über die Böschung. An dem Feuer sassen drei Indianer in vollem Kriegsschmuck und ein Weisser, der ihm den Rücken zukehrte.

...die weit hinter ihm, aber immer in der gleichen Entfernung, wie Hunde dem gehetzten Wild, auf seiner Spur nachfolgten.

Während der Nacht war er nahe bei den drei am Abend zuvor ausgesandten Spähern vorbeigekommen. Zwei von diesen hängten sich sofort an seine Fersen, der dritte brachte die Botschaft ins Lager.

......rasch huschte sie neben sein Pferd und streckte die mit verlangendem Blick wie ein verwöhntes Kind die Arme zu ihm empor...


Es waren Krieger der Sioux, die ihren Kameraden nachgesandt worden waren und das Lager der Comanchen, wie auch den Aufbruch der beiden Späher beobachtet hatten.

Gleichzeitig schwirrten ein Dutzend Pfeile aus dem Gebüsch, Wakonda wankte einen Augenblick im Sattel hin und her, griff mit beiden Händen in die Luft und  stürzte dann schwer zur Erde.

...dann wandte sie ihr Pferd und jagte, ohne noch einmal zurückzublicken, in die Prärie hinaus.

Ein furchtbarer Kampf entspann sich...

Mit drei langen Sprüngen setzte er über die Lichtung, ein Messer funkelte in seine Hand. "Hund, elender, lebendig sollst du mir nicht entkommen!" keuchte er dem Jäger entgegen, der ihn festen Auges erwartete. Wie ein Raubtier stürzte sich der Feigling auf den Gefesselten, um ihm sein Messer in die Brust zu stossen. Aber im letzten Moment zog Bill seine Knie an und empfing den Daherstürmenden mit einem so kräftigen Fussstoss, dass dieser zurückflog...

Gehorsam folgt ihr der alte Mann. Weit draussen in der Prärie hält sie an und erwartet mit übereinandergeschlagenen Armen den Nachfolgenden.

Diesen Berg erklomm Hernana und ohne Zaudern folgte ihm die Indianerin. Sie kletterte vorwärts, bis sie das Felsplateau erreicht hatte, und hier erst machte der Alte Halt.

Dann hob sie den Leichnam mit ihren starken Armen auf,  trug ihn bis zur jener Stelle, die ihr Hernana gezeigt und setzte sich neben ihn, das Erscheinen des Mondes erwartend.

Der Ermordete lag dicht am Abgrund und mit einem Fusstritt schleuderte sie ihn über den Felsen hinab.

Wie um noch grössere Stille zu fordern, hob sie langsam die Hand und dann begann sie:"Tapfere Krieger der Comanchen! Hört auf die Stimme eures toten Häuptlings, der durch den Mund seiner Tochter spricht....

An der Spitze ihrer Krieger zog Coranna ins Feld und es gelang ihr, durch einen geschickt gelegten Hinterhalt ihren Feinden eine schwere Niederlage zu beizubringen...

...ohrenbetäubend erschallte das gellende Kriegsgeschrei der Rothäute und in langen Reihen fluteten sie herab auf die überrumpleten Auswanderer.

Die Todesangst schnürte ihm die Kehle zusammen, nur noch mechanisch liess er die Peitsche auf die nassen Flanken seines erschöpften Tieres niederklatschen. Noch zwei, drei Sprünge, dann hörte er über sich ein Pfeifen,....
...hinter sich einen gellenden Schrei, die Arme wurden ihm fest an den Leib gepresst, ein furchtbarer Ruck - und in hohem Bogen flog er (der gelbe Jack) aus dem Sattel und verlor das Bewusstsein.

"Er lebt! Der gute grosse Manitou hat nicht zugegeben, dass der Mörder des Tötenden Blitz so schnell und schmerzlos stirbt...


Jetzt plötzlich wusste der Elende, welche Rache das Weib für ihn ersonnen, dem er das Liebste geraubt, was sie auf Erde besessen. Dicht vor seinen Augen, kaum eine Handbreit vor seinem Gesicht entfernt, krümmte sich eine grosse Klapperschlange im Moos und richtete mit wütendem Zischen den plumpen Kopf in die Höhe, soweit es der Riemen gestattete, mit dem sie an den Holzpflock gebunden war.

...und gleich darauf erscholl der Galopp ihres Pferdes, das sie eilends hinwegtrug von dem Walde, der eine so grosse Bedeutung in ihrem Leben gehabt hatte -
 (Die obige Illustration stellt die Erinnerung an die Ereignisse dar, die sie in diesem Wald erlebt hatte.)

Auf der Stelle warf sie den braunen Hengst herum, hell erscoll der Kriegsruf ihres Volkes und in mächtigen Sätzen stürmte das Tier gegen den Blätterwall. Von der Peitsche getrieben, hob es sich und in majestätischen Sprung trug es seine doppelte Last in die Tiefe.


Coranna erschien ca. um 1909 oder 1910 im Verlag von Paul Cassirer, Berlin.  Man mag einwenden, dass impressionistische und expressionistische Buchillustrationen für Abenteuergeschichten nicht besonders gut geeignet seien. Sicher zöge das grosse Publikum naturalistische Bilder vor, aber die Kunst richtet sich nicht immer nach dem Publikum, sonst hätte es nie impressionistische Maler und später expressionistische Bilder gegeben.

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