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Montag, 2. Mai 2022

Balduin Möllhausen: Erzählungen illustriert von Gustav Bartsch

 

Gustav Bartsch (* 12. Juli 1821 in Gleiwitz; † 18. Juli 1906 in Dresden) war ein deutscher Illustrator sowie Bildnis- und Genremaler.

Bartsch zeigte schon 1836 im Alter von 15 Jahren auf einer Berliner Kunstausstellung eine Federzeichnung. Er heiratete Clara Friederike Georgine von Strombeck. Bartsch wohnte in Dresden-Blasewitz, war auf der Dresdner Kunstszene tätig.

Bartsch illustrierte Bücher von Otto Hoffmann, Rudolf Scipio, Walter Scott, James Fenimore Cooper, Theodor Mügge, Balduin Möllhausen und Thomas Mayne Reid.

Viele seiner Ölbilder sind nur in Form von Lithografien erhalten. 

Die Bilder für die hier vorliegenden Erzählungen wurden aus den Trowitzsch-Kalendern entnommen.

 

Fleur-rouge (1870) 


...vor mir das prasselnde Feuer, mir gegenüber ein steinalter Ottoe-Krieger, der nur noch Kine-Kinick (indianisches Surrogat für Taback) anzufertigen vermochte, und endlich rechts neben mir Freund Chatillon, ein so geriebener  Jäger, wie nur je einerdem grauen Gebirgsbären eine Kugel in den Haarwirbel auf der Brust hineinkünstelte....


 

...ich aber, wohl wissend, dass ein scheckiges Pferd für einen Indianer wertvoller, als hundert einfarbige, riss das Messer aus dem Gurt....

 

 

Willst du heute im Traume tun, was du morgen vergessen haben wirst? fragte sie den alten blutgierigen Krieger ruhig - so erzählte sie mir's nämlich später selbst. Einige Sekunden stierte ihr Vater auf sie hin, als hätte er sie nicht verstanden; dann versuchte er wiederum, sich zu erheben, und wiederum sank er zu Boden, worauf er, aus Wut über sich selbst, das Beil nach Fleur-rouge schleuderte.


Einige Schritte weiter dagegen, da tobte noch immer ein scheusslicher Kampf um den letzten Inhalt des letzten Fässchens, doppelt grausig bei de roten Beleuchtung, die von dem lodernden Feuer ausströmte, Sacre-mille-tonnerre!


...und dann holten wir unsere und der Dacotahs Pferde herbei, von denen wir die vierzehn besten aussuchten, und, zum Ersatz für die verfehlte Biberjagd, als unser Eigentum erklärten.

 

Der Christabend in der Blockhütte (1871)


Die Hand und das Händchen! Beide wurden grell beleuchtet von den polternden und knisternden Flammen. Auf den Händchen ruhte ein liebliches, braungelocktes, jedoch von Trauer und banger Erwartung scharf gezeichntes Haupt, welches wehmütig sinnend in die helle Glut schaute. Auf der männlich kräftigen Faust dagegen stützt sich ein jugendlich bärtiges Antlitz, dessen dunkelblaue Augen mit einer gewissen Teilnahme die Funken beobachteten, die unter der von der andern Faust gehaltenen Schürstange in den schwarzen Schlot hinaufwirbelten.


Bis jetzt hatten die beiden Gatten wie betäubt dagestanden; der Anblick des bleichen, mit Blut überströmten Antlitzes, welches ein wirrer Bart und, statt der Kopfbedeckung, ebenso wirres und von Blut klebendes Haar einrahmten, schien sie des Denkvermögens beraubt zu haben.


 

 ...sprang der Halfbreed mit der Gewandheit eines Panthers hinter ihm auf die Schlittenlehne, und fast eben so schnell schwanden seine Sinne unter dem Schlage, welchen der hinterlistige Mörder mit einem kurzen Beil nach seinem Haupte führte.


"Legt Feuer an die Baracke in des Teufels Namen!" rief der Halfbreed laut und dringend seinem Genossen zu, der sogleich mit dem Feuerbrand hinter die hölzerne Schutzwehr sprang...


Feierlich brannten die Lichter an dem Weihnachtsbaum, zu ihrem Schein gesellte sich die Beleuchtung der, eine starke Wärme ausströmenden Flammen in dem Kamin. Vier treue Menschen sassen im Halbkreis um das liebliche Symbol der Freude und des Friedens.


Der Arriero (1872)


"Sennor Cristobal, für den unabsichtlichen Stoss bin ich Euch eine Sühne schuldig; ich muss mir Eure Freundschaft erwerben, indem ich, anstatt Euer Auge zu treffen, mein Messer auf der linken Seite Eures Kopfes in die Wand stecke!" Bei den letzten Worten hob sich aber auch schon seine Faust empor, wie ein Blitz zuckte es über die Häupter der Tanzenden fort und und fast gleichzeitig bohrte sich die Klinge eines schweren Jagdmessers auf der bezeichneten Stelle mehrere Zoll tief in die nachgiebige Lehmwand.


 "Ein Hirte," bekräftigte der Indianer unruhig, "aber ein Hirte des Alkalden, der meinen Leuten durch die Finger geschlüpft ist. Ein Anderer würde nicht reiten, wie der dort."


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 ...die Tür flog zurück, und bevor Brigida oder eine ihrer Untergebenen die ihnen drohende Gefahr errieten, befanden sie sich in der Gewalt von einem halben Dutzend durch kriegerische Malereinen entstellter Indianer, die durch Aufpressen der Hände den ihnen auf den Lippen schwebenden Schrei des Entsetzens erstickten.


Doch der Elende hatte keinen gewöhnlichen Arriero vor sich, der, um einen Menschen zu fangen, die Schlinge bis zur Grösse eines Wagenrades hätte erweitern müssen. Klein, ganz klein, kaum anderthalb Fuss im Durchmesser und aus einer Entfernung von dreissig Fuss kam die verhängnisvolle Schleife angesaust, so klein, dass, als erden Arm ausstreckte, um sie mit dem Messer aufzufangen, sie zwischen Arm und Kopf hindurchglitt und sich eng um seinen Hals legte.


In demselben Augenblick warf der Arriero aber auch schon sein Pferd herum, und zwar mit einer solchen Gewalt, dass Cristobals Renner, welcher durch einen neuen Sprung nach vorn die Wucht des Stosses verdoppelte, krachend auf den Rücken schlug, den mit ihm durch die Schlinge vereinigten Ranchero unter sich begrabend.





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