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Freitag, 18. September 2020

Lustige Streiche Till Eulenspiegels mit Bildern von A. Paul Weber, 1. Teil

 A. Paul Weber (* 1. November 1893 in Arnstadt; † 9. November 1980 in Schretstaken bei Mölln, Schleswig-Holstein; bürgerlich eigentlich Andreas Paul Weber) war ein deutscher Lithograf, Zeichner und Maler.

 

Das Buch erschien 1921


Wie Till geboren und zu dreimalen an einem Tage getauft ward

Nun stand er breitbeinig auf dem Hof und drohte mit seiner ungeschlachten Faust einer harmlosen Henne, die mit ihren Küken an dem Misthaufen herumtuckerte: "Satansbrut!"

Da stand die kleine Wiege nicht mehr leer. Ein kräftiges Büblein lag darin, und allen Zorn von gestern hatte der brave Klaus vergessen.

 
Als die Badeamme mit dem Täufling hinübergehen wollte, verlor sie das Gleichgewicht und fiel mit dem kleinen Till in den Graben, der just nicht viel Wasser hatte und voller Morast war, dass das Kind darin hätte ersticken können, wenn die Nachbarsfrauen nicht schnell hinzugesprungen wären und es herausgehoben hätten.

Wie Till zu dem Namen 'Eulenspiegel' kam

So kam es aber auch, dass die Nachbarn sich bei Vater Klaus über boshafte Tücke des kleinen Till beklagten. Vater Klaus nahm ihn dann wohl vor und sparte nicht mit strengen Worten...


Der Vater war es zufrieden, diese Probe zu machen, setzte sich aufs Pferd und Till hinter sich. So ritten sie miteinander über die Strasse. Till aber ärgerte aber die Vorübergehenden durch hässliche Gebärdeb, so dass auf ihn schimpften. "Reukt in'n Spiegel", dachte Till und lupfte dabei sein Röcken ein wenig. Da wurden die Leute böse, und ein Bauer rief im Zorn: "Pfui, über dich garstigen Ul'nspiegel!"
(Ulen sagte man früher im Niedersächsischen für grosses Reinemachen. Die Ul war ein grosser Besen mit langem Stiel, mit dem man leicht in alle Ecken und Winkel kommen konnte. Ul'nspiegel sollte also etwa heissen: Mach deinen Spiegel sauber oder Dir sollte der Besen auf den Buckel kommen. Aus Ul'nspiegel wurde später Eulenspiegel.)

Till war zehn Jahre alt, als er an den neuen Wohnort kam, Kalenbach war war ein grösseres Kirchdorf an der Saale, in dem sein dritter Pate Pfarrer war.

Um so lieber ging der kleine Eulenspiegel zu seinem Patenpfarrer, der nachsichtig zu seinem dummen Streichen lächelte, weil er sich selbst gern seiner Kindertorheiten erinnerte und von jeher seine Freude an lustigen Streichen und derben Schwänken gehabt hatte.


Ihr könnt euch denken, dass Till zu einem Paten ging, der so lustige Geschichten zu erzählen wusste.

 

Zwei Kometenjahre

 

Bald aber kamen traurige Zeiten für Till. In dem Jahren 1315 und 1316 standen Kometen am Himmel, und die Leute sagten, dass sie grosse Ereignisse ankündeten.


...und der alte Klaus schlief ein, um die Augen nicht mehr aufzumachen. - Der geistliche Pate sah Till aus ernsten Augen an und strich ihm liebevoll über das struppige rote Haar.

Jugendstreiche

Um den Christmond schlachtete man im Dorfe die Schweine. Das waren Festtage für die Kinder, denn es herrschte die Gewohnheit, dass, wo ein Schwein geschlachtet wurde, die Kinder der Nachbarn dabei sein durften.


Als auch Eulenspiegel zur Tür hinauswollte, hielt ihn der Meister fest und fragte hähnisch:"Na, lieber Till, wann wirst du denn wieder aufs Weckbrot zu mir kommen?"

Eine Zeit danach kam der Jahrestag heran, an dem die Kirche des Nachbardorfes geweiht war.

Als sie an die Kirche kamen, lungerte da viel Bettelvolk herum, das mit heuchlerischem Getue das Mitleid der Kirchgänger zu erregen versuchte, um Almosen zu empfangen.

 

Derweil kauerte Till in seinem Bienenkorb und schlief und schlief. Erst gegen Mitternacht, als zwei Diebe zu den Bienenstöcken geschlichen kamen und bei seinem Korb miteinander flüsterten, wachte er auf....nahmen ihn auf die Schultern und trugen ihn fort...streckte eine Hand aus dem Korbe, griff dem vorderen Diebe ins Haar, zog ihn derb daran und verschwand wieder in seinem Bienenstock...

Daheim musste er immer an die Kunststücke denken, die der Meister Seiltänzer auf der Kirchweih gezeigt hatte...

Plötzlich rief er überraschend: "Nun gebt acht, jetzt kommst's! Ein jedes suche seinen Schuh wieder!" Damit hatte er auch schon die Schnur durchschnitten, dass die Schuhe durcheinander auf die Erde und einige gar ins Wasser purzelten. - Da hättet ihr sehen sollen, wie alt und jung durcheinandersprang und drängte und knuffte und puffte, dass jeder wieder zu seinem Schuh käme.


 


Endlich kam er aus dem Walde heraus. Vor ihm lag die Burg. Eine trotziger Bau, den die Felsen trugen! Die Zugbrücke, die über den Graben führte, der um die Burg lief, war herabgelassen, und Till ging hinüber.

Soviel Spass nun auch der Ritter an Eulenspiegels Art hatte, eines Tages hatte der ihm einen so argen Streich gespielt, dass er Till mit Schlägen drohte. Das war nicht nach Eulenspiegels Geschmack, und so benutzte er eine Gelegenheit,  einen Überfall auszuführen, um aus der Burg zu kommen. -"Zu seinem Worte muss man stehen", sagte Eulenspiegel, zog das schwere Kettenhemd aus und hing es an einer hanfenen Schlinge an den ersten besten Baum. "Meine Haut will ich gern für dich in die Schlinge legen, Herr Ritter."


Im Dorfe Büddenstedt dingte ihn der Pfarrer als Knecht.

"Wo ist das eine Huhn hingekommen?" rief sie erschreckt, als sie sah, dass nur noch ein Huhn am Spiesse steckte.

Da fragte die Kellnerin als Engel auf lateinisch: "Wen sucht ihr!", und der eine Bauer antwortete, wie ihn Eulenspiegel gelehrt, auf lateinisch: "Eine alte einäugige Magd." Die Kellnerin verstand die Worte und wurde so wütend über Eulenspiegels Bosheit, dass sie ganz vergass, dass sie ein Engel sein sollte, und aus dem Grabe sprang, um dem Messner ins Gesicht zu schlagen....

 

Eulenspiegel wird Hofnarr und Arzt 


Das gab ein Geschrei in der Stadt: "Eulenspiegel, der Schalknarr ist da und will vom Ratshaus fliegen!" Alt und jung lief auf dem Markt zusammen, dass er bald voll von Menschen war. Alle, alle Magdeburger wollten Till fliegen sehen.- Eulenspiegel stand auf den Lauben des Ratshauses, streckte die Arme aus und bewegte sie auf und nieder, als ob er fliegen wollte....

     

Schliesslich wurde er so schwach, dass er nur mühsam den Kopf noch aufrichten konnte. - "Euer Schweiss hat keinen gutem Geruch, aber ich kenne nun euer schlimmstes Übel und will ein Mittel holen, euch zu helfen", sagte Eulenspiegel und ging hinaus zu den Hofleuten.


Es mag wohl im Jahre 1342 oder 1343 gewesen sein, als Eulenspiegel einmal wieder nach Nürnberg kam.

"Soll ich euch wieder auf die Füsse bringen und gesund machen, so muss ich einen von euch zu Pulver verbrennen. Von diesem Pulver muss jeder zu sich nehmen, auf dass er genese. Ich will nun den Schwächsten und Kränkesten, der nicht mehr gehen mag aussuchen, um ihn zu verbrennen, damit ich allen andern helfen kann. Morgen um die zehnte Stunde werde ich mich mit dem Spüitalmeister am Eingang des Spitals aufstellen und mit lauter Stimme rufen: Wer nicht krank ist, der kommme heraus!....da begannen sie zu laufen; selbst solche, die seit zehn Jahren nicht mehr aus dem Bett aufgekommen waren, denn keiner wollte der letzte sein.



Er ging in die Backstube, knetete den Teig und formte lauter Eulen und Meerkatzen daraus. Er setzte ihnen Rosinenaugen ein und machte alles so künstlich, dass ein Bildhauer seine Freude daran hätte haben können.



Jeder einzelne von den Blinden dachte nun, der andere habe die zwölf Gulden von dem Junker empfangen. Der erste glaubte es von dem zweiten, der zweite vom drittem und der letzte wieder vom ersten. Zufrieden gingen sie nach Hannover zurück, fragten sich nach dem "Schwanen" durch und erzählten dem Wirt, was ihnen begegnet war. Ein Wohltäter habe ihnen zwölf Gulden geschenkt und die sollten sie nach seinem Willen im Schwanen verzehren, bis der Winter vorüber sei. Der Schwanenwirt girrte nach dem Gelde und fragte nicht lange, welcher von den Blinden die zwölf Gulden habe, sondern bewirtete sie so lange, bis nach seiner Rechnung das Geld verzehrt war.


Der Schwanenwirt tobte, als er die Mär von seiner Frau vernahm, nahm Spüiess und Hellebarde und zog wütend nach dem Pfarrhof.

Eulenspiegel aber ging zum Galgen, unter dem er das Gerippe eines Gehängten fand. Er nahm es auf die Schulter und trug es in des Bäckers Haus. Leise machte er die Backstubentür auf und hielt das Gerippe hinein. - "Heilige Gottesmutter, steh mir bei!" schrie der Bäcker auf, und warf vor Schreck den Backtrog um, als sein Blick auf den unheimlichen Besucher fiel.
 

 

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