ERSTES KAPITEL
Schahko Matto
"Wir sind hier sicher, denn ich weiss, dass sich ausser mir und dir kein Mensch im weiteren Umkreis befindet....Weil ich bis heut auf dich warten musste, ist mein Fleisch zu Ende gegangen, und ich war gezwungen, fortzugehen, um diesen Vogel zu schiessen."
...die beiden Gefangenen, welche sich noch im Zustande der Betäubung befanden, wurden quer über ihre Tiere gelegt und dort wie Säcke festgebunden. Dann verliessen wir das Wäldchen...Darum ritten wir zunächst einige Zeit am Bache aufwärts, überschritten ihn dann...
Ich nahm ihn bei der Hand und zog ihn, jetzt noch in niedergeduckter, kauernder Haltung, mit mir fort. Da erleuchtete der Blitz das ganze Gebüsch; ein schrtecklicher Donner erdröhnte, und mit einem Male klatschte wie ein stürzender See der Regen vom Himmel herab.
Der ahnungslose Mann war, als er mich so plötzlich hinter sich fühlte, in der Weise überrascht, dass er nicht die geringste Bewegung zu seiner Verteidgung machte. Ich nahm ihn so fest bei der Kehle, dass er die Zügel fallen und die Arme sinken liess.
"Der Mann mit dem grossen und kleinen Gewehre" - er deutete dabei auf mich - "ist Bileam, der Euch wohl zum Sprechen bringen wird. Der Weisse neben ihm - er meinte Treskov - "ist ein verwunschener Prinz aus Marokko, an dessen Seite Ihr seinen Hofnarren sehht -"
Sie rannte mit einem Satz, den ihr jeder, der sie nicht kannte, nie zugetraut hätte, das Pferd des Fremden an, welches zunächst in das Straucheln kam und nach einem zweiten Angriffsprung der Stute sich hinten niedersetzte.
...dass Winnetou, dieses Muster von Ruhe und Beherrschung aller seiner Regungen, von seinem Stuhle nicht etwa aufstand, sondren geradezu aufschnellte, wie von einer Spannfeder emporgetrieben, und wie atemlos ausrief: "Auskunft geben? Über Ikwehtsi'pa, über Pater Diterico, den wir alle verloren glaubten?...."
Seine Hand festhaltend, ging ich dem Hause zu.
ZWEITES KAPITEL
Kolma Putschi
...war uns das Unglück beschieden, dass Treskows Pferd stürzte und den Reiter abwarf. Es sprang rasch wieder auf, rannte fort und schleifte Treskow, welcher mit einem Fusse im Bügel hängen geblieben war, neben sich her.
...er tat, den Blick keinen Moment von ihm wendend, mehrere Schritte auf Apanatschka zu blieb dann stehen, verfolgte jede seiner Bewegungen mit unbeschreiblicher Spannung, trat dann sehr schnell auf ihn zu und fragte in fast stammelnder Weise: "Wer - wer bist du? Sag -- es mir!"
Ihm waren, wie auch uns, die Füsse zusammen- und die Hände auf den Rücken gebunden worden. Indem er die Kniee beugte und die Füsse an den Leib zog und dabei die Hände unter dem Rücken gegen die Erde stemmte, schnellte er sich wie eine Feder auf und fuhr Old Wabble mit dem Kopfe an den Leib. Der Stoss war ein so kräftiger, dass Hammerdull auf seinen Platz zurückstürzte, der alte Cow-boy aber hintenüber in das Feuer flog.
...bemerkte ich rechts hinter mir eine leise, langsame Bewegung, und es schob sich ein Kopf zu dem meinigen heran; es war der Erwartete.
"Old Shatterhand mag sich ja nicht bewegen!" flüsterte er mir zu.
Mein Bein traf mit aller Kraft dieses Satzes das seinige und, mitten im Sprunge die Zügel fallen lassend, stiess ich ihm die zusammengebundenen Fäuste so in die Seite, dass er, grad als sein schuss losging, halb abgestreift und halb abgeschleudert auf der andern Seite aus dem Sattel und in einem weiten Bogen auf die Erde flog.
Und Old Wabble? Der war wie von einer Kanonenkugel aus dem Sattel geprellt und dabei sein Pferd mit umgerissen worden...er er aber blieb besinnungslos am Boden liegen.
Die Kerls sprangen alle auf; sie sahen uns mit angeschlagenen Gewehren stehen und waren vor Schreck bewegungslos. Nur Old Wabble blieb liegen, weil er gefesselt und geknebelt war. Dieses erste Entsetzen benutzend, rief ich ihnen zu: "Hands up, oder wir schiessen! All hands up!"
Sie geriet in eine grosse Aufregung und rannte fort von mir. Ich ging ihr nach; sie wich mir aber, schreiend vor Angst aus, und ich war gezwungen, es aufzugeben, weitere Antworten von ihr zu bekommen.
Es werden Stöcke abgeschnitten, denn ihr sollt Prügel bekommen, köstliche Prügel, so lange Prügel, bis ihr aus eurer Blödsinnigkeit herausgehauen seid.
Drittes Kapitel
Im Kui-erant-yuaw
Treskow warf zuweilen einen hilfreichen Brocken in die sprachliche, dicke Suppe, und so kamen nach Verlauf von vielleicht einer Stunde unter Husten, Räuspern, grossem Schweiss und Angstgestöhne sechs Zeilen zusammen, welche er auf das Blatt schrieb.
Jetzt schob ich Apanaatschka und Holberts, welche mir im Wege standen, auf die Seite und trat vor. Da ertönte der Schreckensruf: "Alle Teufel! Old Shatterhand!"
...denn der Schmid machte mit hoch erhobenem Hammer eine Viertelwendung nach seinem Gegner hin und schmetterte ihn mit einem einzigen Schlage zu Boden.
Unsere Gewehre waren alle nach der Tür gerichtet. Cox sah uns und erschrak: "Zurück, zurück!" rief er. "Macht doch zurück, ihr Kerls! Hier sind sie in der Stube, Old Shatterhand und Winnetou und alle andern auch!"
Kaum hatte er mich gesehen, so stand er aufrecht da, nicht weiter als sechs Schritte von mir entfernt.
Ja, er hatte ihn schon, der Bär aber auch ihn!
"Woe to me! Help, help! Das Vieh lässt mich nicht los!"
Apanatschka flog, das Messer in der Hand, hinaus und auf die beiden wohlbeleibten Helden zu.
(Original ist nicht erhalten.)
Hernach machte der liebe Mensch Stiche! Stiche, so weit auseinander wie die Strassenbäume! Nach dem zweiten Einfädeln hatter er keinen Knoten gemacht und nähte und nähte, ohne vorwärts zu kommen...
Die Augen auf das Gewehr gerichtet, antwortete er beinahe stotternd: "Das -- das-- uff--das ist die Silberbüchse Winnetous!"
VIERTES KAPITEL
Am Devils-head
Welch ein Anblick erwartete mich da! Hier lagen sie unter den Bäumen, die Trumps, alle miteinander; es fehlte keiner! Ihren blutigroten Köpfen fehlten die Häute. Sie waren skalpiert worden.
...hatte man den Riss so erweitert, dass er mehr als den Durchmesser eines Männerleibes bekam, und dann den gefesselten alten Wabble hineingeschoben....und nun steckte der unglückliche Alte in horizontaler Lage und mit entsetzlich zusammengepresstem Unterleibe, hüben die Beine und drüben der Oberleib hervorragend, in dem Spalt.
Da wendete sie sich zu ihm, brach vor ihm nieder, schlang beide Arme um seine Knie und schluchzte: "Mein Sohn, mein Sohn! Es ist Fred , mein Sohn, mein Sohn!"
"Tokbela, liebe Tokbela!" sagte Kolam Puschi, indem sie die Schwester bei der Hand ergriff. "Kennst du mich? Kennst du mich wieder?" Die Squaw antwortete nicht. "Tokbela, ich bin deine Schwester, deine Schwester Tehua!" "Tehua!" hauchte die Wahnsinnige, doch ganz ausdruckslos.
Er legte das Gewehr wieder an; Winnetou gab das Zeichen und die Schüsse krachten. Thibaut wankte, griff mit der Hand nach der Brust und sank nieder.
Der sTein hatte andere, noch viel grössere, auch nicht fest eingefügte Stücke, mit herabgerissen, und unterdem grössten dieser Stücke, welcher sicher vierzig Zentner wog, lag der General.
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