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Samstag, 18. Mai 2019

Gérard de Nerval: Aurelia mit Zeichnungen von Alfred Kubin, 2.Teil




Er erzählte mir, wie er sich in den schlimmsten Leiden seiner Krankheit als Beute eines letzten Anfalls gesehen hatte, der ihm der letzte Augenblick zu sein schien.

Ein Leichenzug kreuzte meinen Weg; er richtete sich nach dem Friedhof, wo sie bestattet worden war; ich hatte die Idee, mich dahin zu begeben, indem ich mich dem Zug anschloss.

Ich befand mich an einem öden Ort, auf einer rauhen, von Felsen besäten Anhöhe mitten im Wald.


Ich sah dann wie sich unbestimmt plastische Bilder aus dem Altertum formten, die - erst flüchtig hingeworfen - deutlich wurden und Symbole darzustellen schienen, deren Gedanken ich nur schwer erfasste.



Einer meiner Oheime, der den grössten Einfluss auf meine erste Erziehung hatte, beschäftigte sich zum Zeitvertreib mit römischen und keltischen Altertümern.

Eines Tages assen wir unter einer Laube in einem kleinen Dorf in der Umgebung von Paris zu Abend;...

Auf der Strasse begegnete ich einem Freund, der mich zum Essen mit sich nach Hause nehmen wollte...


...und brachte mich in eine Irrenanstalt ausserhalb von Paris.


(Dieser Text bezieht sich auf das untenstehende Bild.)

An der gegenüberliegenden Seite waren zwei Quadersteine von einem der Gäste des Gartens behauen worden und stellten kleine, ganz gut getroffene Fratzen dar.



Der Körper einer riesenhaften Frau war mir gegenüber gemalt, nur waren ihre verschiedenen Teile wie von einem Säbel zerschnitten.

Ich war in einem Turm, der so tief in der Erde steckte und so hoch in den Himmel ragte, dass mein ganzes  Leben mit Hinauf- und Hinabsteigen ausgefüllt schien.




Jedenfalls fühle ich mich glücklich durch die Überzeugungen, die ich erlangt habe und ich vergleiche diese Reihe von Prüfungen, die ich durchgemacht habe, dem, was für die Alten der Gedanke eines Hinuntersteigens zur Hölle vorstellte.
(Dies sind die letzten Worte,die Gérard de Nerval geschrieben hat.)

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