Es dürfte einsehbar sein, dass wir die 425 Illustrationen nicht alle auf einmal zeigen können, deshalb werden wir sie portionenweise vorstellen. Es sei aber bemerkt, dass einige Bilder wirklich winzig sind, nämlich 2 cm x 2cm.
Die Legenden unter den Bildern gehen auf die deutsche Übersetzung von Walter Widmer zurück. Seine Übersetzung der Tolldrastische Geschichten erschien im Winkler-Verlag, München.
Tolldrastische Geschichten
wie sie in den Abteien und Klöstern der Touraine gesammelt
und ans Licht gebracht der edle Herr
Honoré de Balzac
zu Ergötzen, Kurzweil und Erbauung aller
derer Pantagruelisten und mitnichten der Banausen
und griesgrämigen Sauertöpfe
Die schöne Imperia
Der Erzbischof von Bordeaux hatte auf seiner Reise zum Konzil von Konstanz in seinem Gefolge ein bildhübsches kleines Pfäfflein, ein Kind der Touraine.
Das arme Pfäfflein wurde halb toll, weil er nicht wusste, wie er sich an diese galanten Elstern heranmachen sollte, die mit den Kardinälen, Äbten, Grossrichtern, Legaten, Bischöfen, Fürsten, Herzogen und Markgrafen ebensowenig Federlesens machten wie mit blutarmen Pfäfflein, die weder Heller noch Pfennig herausrücken konnten.
Aber von seinem Verlangen unwiderstehlich umgetrieben, strich er des Abends durch die Strassen und Gässlein von Konstanz...
Ihre Pagen hockten derweil auf den Stiegen und vertrieben sich die Zeit mit Knobeln und Würfelspiel...
Da blieb er sprachlos und völlig verdattert stehn wie ein dieb, der unvermutet seinen Häschern gegenübersteht.
"Wo kommt denn das Rotzbübchen her, dass er nicht einmal weiss, wer die schöne Imperia ist?"
Einen Mann ins bessere Jenseits zu befördern kostete sie nichr mehr denn ein huldreiches Lächeln.
...warf sich in die Brust und verneigte sich vor ihr mit zierlicher Anmut, die sich gar nicht täppisch ausnahm.
...und herein kam der dicke Bischof von Chur, wutschnaubend und keuchend vor Atemnot.
...da erhob sich draussen auf der Strasse ein lautes Pferdegetrappel...
Da stürmte bald danach der Kardinal von Ragusa herein...ein schlauer, langbärtiger Italiener, ein spitzfindiger Klügler und Deutler, der Leithammel des Konzils....
Dieser fasste ihn beim Arm und führte ihn auf die Treppe hinaus, dort glotzte er ihm stier in die Augen...
Die lässliche Sünde
Das Schloss La Roche-Corbon-lez-Vouvray an der Loire |
...und es war nicht ratsam, mit ihm anzubinden.
So war nun Bruyn just in der rechten Laune, für nichts und wieder nichts um sich zu hauen und zu stechen, dem ersten besten alle Knochen im Leib entzweizuschlagen und mit einem jeden, der ihm über den Weg lief, Händel vom Zaun zu brechen, um eines strittigen Fliegendrecks willen.
...schlug die ungläubigen Heiden, ohne lange zu fackeln...
Nun legte er ungezählte Städte in Asien und Afrika in Schutt und Asche...
...metzelte Sarazenen, Griechen, Engländer nieder, und wer ihm sonst noch vor die Klinge kam. ohne sich gross darum zu kümmern, ob sie Freund waren oder Feind, noch woher sie kamen.
...gewann Bruyn den Ruf eines gottgefälligen, guten Christen, eines Ritters ohne Furcht und Tadel...
Es lag hoch oben auf einem Hügel, von wo es sich in der Loire spiegelte...
Und wenn er von La Roche-Corbon nach Tours unterwegs war und hoch zu Ross durch die Vorstadt von Sankt Symphorion ritt, sagten die kleinen Gassenmädchen zueiander: "Heute ist Gerichtstag. Der alte Bruyn reitet vorüber."
...wenn sich die fremde Dirne in die Arme der christlichen Religion flüchten und ein gottgeweihtes Lebenn führen wolle, so gebe das eine noch viel weihevollere Zeremonieund ein viel prächtigeres Schaugepränge...
Bruyn aber stand wie verzückt da und starrte auf das liebreizende Fräulein, dessen Füsse sich gleichsam vor dem Fussboden zu fürchten schienen und das so arglos umhertollte und sich seines jungen, siebzehnjährigen Lebens freute wie eine Grille, die ihre Fidel stimmt....
...da strömte von weither das Bauernvolk zusammen und weidete sich am schönen Anblick der schönen braut...