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Montag, 27. November 2017

Musäus Volksmärchen der Deutschen illustriert von Karl Mühlmeister, erster Teil

Karl Mühlmeister  (1876 - 1942-45?) lebte in München und war Mitglied des Süddeutschen Illustratorenbunds. Die gezeigte Ausgabe von Musäus Volksmärchen der Deutschen illustriert von Karl Mühlmeister erschien 1921.



 Frontispiz






...wie schauderte sie zurück, da ihr ein Haufen  eingeschrumpfter Jammergestalten an Stäben und Krücken entgegenzitterte, mit Keuchhusten beladen, und ohne jede Kraft sich aufrechttzerhalten.

Er sass unter einer schattenreichen Eiche....Kurz darauf erblickte er eine Elster, die auf den Zweigen hin und wieder flog, und ward inne, dass der gelehrige Vogel ihn beim Namen rief.


Zweite Legende

so vernahm er in der Ferne Menschenstimmen. Drei junge Gesellen wanderten durchs Gebirge, und der keckste unter ihnen rief ohne Unterlass: "Rübezahl, komm herab! Rübezahl, Mädchendieb!"


Jetzt verliess den armen Wicht die standhafte Freudigkeit seines guten Gewissens, er bebte zurück vor den Qualen, die seiner warteten.


Wie er von der Leiter gestossen wurde, zappelte er am Strange nach Herzenslust und trieb das Spiel so arg, dass dem Henker dabei übel zumute ward.



Dritte Legende

Oft lähmte er den Reisigen das Ross, dass es nicht aus der Stelle konnte, zerbrach den Fuhrleuten ein Rad oder eine Achse am Wage, liess vor ihren Augen ein abgerissenes Felsstück in einen Hohlweg hinabrollen...


"Erdenwurm," sprach er, "was treibt dich, mich zu beunruhigen?..."


Vierte Legende

"Rübezahl," rief sie, "komm und friss mir den Schreier!" Augenblicks erschien der Geist in der Köhlergestalt, und trat zum Weibe und sprach: "Hier bin ich, was ist dein Begehr?"


Rasch sprang sie auf, lief damit zu ihrer Nachbarin, zeigte ihr den Fund mit grosser Freude, und diese erkannte es für reines Gold,...

...da tummelte Rübezahl seinen Wirbelwind um den Holzstock herum und stürzte mit einem Male den Glaskorb herrunter, dass der zerbrechliche Kram in tausend Stücke zerfiel.


Fünfte Legende

Nach einer langen Pause der Unterredung hielt der Postkutscher die Pferde an, murmelte etwas zwischen den Zähnen und fuhr weiter, hielt nochmals an und wechselte so verschiedentlich. Johann, der seine Augen fest geschlossen hatte, ahnte nichts Gutes, blickte schliesslich auf und sah mit Entsetzen in der Weite eines Steinwurfs vor dem Wagen eine pechrabenschwarze Gestalt daherwandeln, von übermenschlicher Grösse, mit einem weissen spanischen Halskragen angetan, und das Bedenklichste bei der Sache war, dass der Schwarzmantel keinen Kopf hatte.

...als der Schwarzmantel...wieder aus dem Busche hervor an den Weg trat. Da war nun deutlich wahrzunehmen, dass Johann falsch gesehen hatte. Der Wandersmann hatte allerdings einen Kopf, nur dass er ihn  nicht wie gewöhnlich zwischen den Schultern, sondern wie einen Schosshund im Arme trug.

So0 sehr er aber eilte, so schien es doch nicht, als wenn er aus detr Stelle käme, er sah immer die nämlichen Gegenden und Berge vor sich, ob er gleich die Burg, in welcher er ein Gefangener gewesen war, aus dem Gesicht verloren hatte.




Von ungefähr hob seine Augen auf, siehe da! - ein grausam wilder Bär schritt auf ihn zu.


Aber einen Augenblick nachher war das Meerwunder über Wasser, sperrte einen abscheulichen Rachen gleich der Höllenpforte auf, und aus dem finstern Schlunde schallten, wie aus einem  unterirdischen Gewölbe, vernehmlich diese Worte hervor: "Kühner Fischer, was beginnst du hier?..."


...und machte sich mit seinem Schwert einen Weg durch den Busch....

 
Dennoch erreichte er das Ufer nicht eher als mit hereinbrechender Nacht.




Das edle Paar tappte lange im Dunkel, ehe sie sich aus diesen Irrgängen herausfanden und des Tages Schimmer durch den fernen Eingang einer unförmlichen Felsenhöhle hereindämmern sahen.








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