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Dienstag, 8. Dezember 2015

Kleine Leute illustriert von Willy Planck




 Frontispiz
...da drin, in diesem Holzkistle ist unsere Ordnung, und zwar in zwei teilen: erstens,  die Leichenkosten, in die ich die zwei Mark lege, die uns der Bürgermeister gegeben, denn was ein anständiger Mensch ist, lässt sich nicht wie ein armer Sünder einscharren, sondern denkt beizeiten an seine ordentliche Beerdigung; zweitens der Platz fürs Pläsier.



 Jung und alt

Der Steinklopfer nahm seinen Stock, der Bube sein Bündelchen, und sie trabten davon.


Früh morgens, als die Sonne ihre ersten Strahlen ins Tal schickte, sassen sich die beiden Gestalten bereits auf dem Steinhaufen gegenüber. Hänsle machte den Eindruck eines riesenhaften Pilzes, denn er trug einen unermesslichen weissen Strohhut,...

Gegen Abend erschien der Bürgermeister von Schluchsee auf der Bildfläche der Landstrasse,...

"Was haben wir gesagt, was zuerst kommt?" "Die verdammten Leichenkosten", antwortete Hänsle schluchzend.

 "Sei still!" fuhr ihn der Grossvater an und packte ihn beim Schopf.

 Und obgleich die Sonne ihre wärmsten Strahlen ins Tal sandte, umwickelte er den Hals vielmals mit einem gestricktem Tuch, aus lauter Angst, sich zu erkälten' und schwitzte so den lieben langen Tag, dass ihm die Haare rings am Halse festklebten.

...und führte die Gesellschaft in einen schmalen Weg, wo die Tannen so dicht standen, dass sie wie Baumleichen aussahen, ohne Nadeln, mit grauem, schleierhaftem Gewebe in den Ästen.

 Nein ," sagte die Gräfin, "du sollst mir jetzt erzählen, wer deine Eltern sind." "Habe keine, erwiderte Hänsle, "der Grossvater hat mich mitgenommen."

Sie schauten ihm alle nach, wie er, laut jauchzend, mit emporgehobenen Händen den Waldweg dahinsauste.
 
 Der Grossvater griff nach dem Zettel und las - erst zweifelnd, dann überzeugt...

...er nickte, er lachte, es glänzte ihm feucht in den Augen...


"s Büebli"

 Die Herbstferien waren zu Ende, 's Büebli musste heim. Er stand auf der Treppe des Feldbergerhofs und schluchzte.

Der kleine Wanderer hatte die Hocheben des Herzogenhorns erreicht und setzte sich nieder, um den Imbiss in seinem Rucksack zu verzehren.
 

 Tiefer Schnee war schon Anfang Dezember gefallen.

...Dann erst wurden die Schneeschuhe angeschnallt. Im ersten Augenblick war dem Büebli verlegen zumute; wie sollte  er, der kleine Kerl, der grossmächtigen Dinger an seinen Füssen Herr werden?

 Glühend rot versank die Sonne hinter der Feldbergspitze; die Kälte nahm zu, und eine unbeschreibliche Sehnsucht nach Ruhe erfasste das erschöpfte Kund. Aber drüben auf dem Feldberghof stieg der Rauch kerzengerade zum Himmel auf.

 "Jetzt lass einmal vor allen Dingen deine Flügel los?" meinet Fräulein Fanny, indem sie nach den Schneeschuhen des Büeblis griff.



 Eingesteigert

Da, wo die Schwarza das enge Tal durchbricht, über mächtige Steinblöcke und gestürzte Tannen hinjagt und sich weiter unten durch dichte Waldungen und tiefgrüne Wiesen schlängelt, nennen sich die im Tal und auf der Höhe herumliegenden Bauernhöfe die Schwarzhalden.
 
...im Schatten der Tannen lag der Hof des schwarzen Lukas; die freie Hochebene dahinter krönten die schneeigen Häupter der Schweizerberge.

 Im Abwärtsrennen nahm er seinen Katechismus vor,...
 ...schaute sie ihn sanften Blicks und leise kauend an,...

Der Hof des schwarzen Lukas war sehr geräumig; unter dem hohen, spitz zulaufenden Schindeldach dehnten sich prächtige Heuboden aus;...

 Der Bauer wetterte, rüttelte am Drücker stemmte sich gegen die Türe,...


Er gab der Liebi gute Worte, machte ihr den eingeklemmten Fuss frei und trieb sie an, ihm zu folgen. 

 in der schlimmsten Winterszeit, als die Schule ganz aufhörte, schlüpfte Johannes, so oft er es unbemerkt tun konnte, auf den Heuboden, um sich dort selber die heilge Geschichte vorzutragen...

 "Was ist denn mit dir," rief ihm die Waldhütersfrau vom Gärtchen entgegen,...


 ...zähneknirschend sass Johannes inmitten der verheissungsvollen Tannenreiser und wickelte den braunen Wollfaden um den ebenso braunen Finger.

 Wie ein Kind jammerte und schluchzte Lukas, wie ein solches schrie er in dem erdenklichsten Lauten: "Mutter - Mutter....


Er riss das Buch auseinander, packte die Blätter zusammen und steckte sie in die Tasche...

 Da entdeckte des Buben scharfes Auge plötzlich einen Gegenstand, der aus dem Geröll ragte und dessen Umrisse die eines Menschen zu sein schienen. Und in der Tat, es war der Waldhüter, der zwischen dem Gestein lag;...

 "Wenn's nur das wär?! stöhnte Johannes und barg das Gesicht in des Kindes Schoss.

 Als man den scharzen Lukas abführen wollte, fand man sein Haus in Flammen...

 Die Tannen, die früher das Haus des schwarzen Lukas beschatteten, hatten sich merklich gestreckt und spendeten jetzt dem neuen Hof, der aus der Asche des alten erstanden, viel tieferen Schatten und wärmeren Schutz, wenn der Sturm über die Hocheben sauste.


...fand er einen alten, gebückte  Mann mit weissem Haupthaar und Bart am Weg zum Berg hinauf sitzen.


 ...dass der Bauer sich schämte, vor ihm zu weinen...
 
 ...und schritt dann neben der Schwarza her, die lustig über das Gestein rauschte und sich dann in den stillen Schluchtsee ergoss...

 "Mit gutem Recht," dachte er, "geben sie diesem Freundlichen Stück Erde den Namen Himmelreich...
 
 ...wenig Schritte vor ihm hockte ein Häuflein Kinder eng um ein Mädchen herum, das zwei Kleine auf dem Schoss hielt und eifrig zu erzählen schien.


 

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