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Dienstag, 2. Februar 2021

Josef Ulrich: Bilder zu Karl Mays Im Reiche des silbernen Löwen, I. Band

 Die Illustrationen Josef Ulrichs zu Karl Mays Im Reiche des silbernen Löwen Band I erschienen im tschechischen Verlag Josef Richard Vilimek, Prag 1906.

Die ersten zwei Kapitel der Reiseerlebnisse finden im Wilden Westen statt, obschon mit dem Reich des silbernen Löwen Persien gemeint ist. Old Shatterhand erscheint etwas angeschlagen, denn Winnetou ist tot. Leider sind fünf Originalillustrationen der ersten zwei Kapitel nicht mehr erhalten.

Erstes Kapitel

Dschafar

 
Sie lenkten ihre Tiere zu mir heran. Ich sah ihnen mit offenen Augen entgegen, woraus sie erkennen mussten, dass ich nicht geschlafen hatte. Darum sagte der mit der Schmarre: "Good day, Mann! Seid ihr ein unvorsichtiger Mensch! Macht eine Fährte, die man drei Meilen weit erkennen kann, und legt Euch am Ende derselben ruhig in das Gras, sodass es jedem Roten kinderleicht werden müsste, Euch aufzufinden und auszuloschen. Ein Westmann scheint Ihr also keinesfalls zu sein!" (Original nicht erhalten.)

"Das werde ich dir sofort mit einer Kugel sagen, neugieriger Schuft!" Er riss den Revolver aus dem Gürtel, um ihn auf mich zu richten; aber ich liess ihm nicht den kurzen Augenblick Zeit, den er brauchte, die Sicherung zu heben, sondern ich holte aus und gab ihm einen Fausthieb an die Schläfe, dass er, die Zügel fallen lassend, auf der andern Seite vom Pferde stürzte und da am Boden liegen blieb. (Original nicht erhalten.)

Sie sahen mich , und ich winkte ihnen, herbeizukommen und mein Pferd mitzubrimgen.
(Original nicht erhalten.)

Jim riss sich von mir los und sprang fort, mitten unter die Indianer hinein. Ich sah ihn in ihren Haufen verschwinden .(Original nicht erhalten.)

 
...ich machte aber kurzen Prozess, nahm ihn hinten auf, und dann ging es so schnell wie möglich die Höhe empor, wobei ich mir Mühe gab, so wenig wie möglich tiefe Fusseindrücke zu hinterlassen.

2. Kapitel

Am Makik-Natun

 
Als er den letzten Zug getan hatte, hing er sich die Pfeife wieder um den Hals und sagte zu den beiden Roten, welche zuerst gekommen waren:"Meine Brüder mögen mir die beiden Bleichgesichter herbringen, welche Snuffles genannt werden." Ji, und Tim wurden wie Säcke herbeigeschleppt und vor To-kei-chun niedergelegt.

Er riss das Pferd am Zügel an sich und hob den linken Fuss, um in die Bügel zu steigen, da legte ich ihm die linke Hand, während ich ihm mit der rechten den Revolver entgegenstreckte, auf dei Schulter und sagte: "To-kei-chun mag noch warten; ich habe mit ihm zu sprechen."

"...Also gieb schnell die Antworten, welche ich von dir verlange, sonst schiesse ich dennoch!" Ich legte den Revolver wieder auf den Medizinbeutel an, den Perkins noch hochhielt, und fuhr fort: "Du giebst also zu, jetzt ein Bittender zu sein?"

"Still, seid still!" überschrie ich ihr Geheul. "Hört, was ich euch zu sagen habe!"
Dabei wirbelte ich den schweren Bärentöter nach rechts und nach links, nach hinten und vorn, um einige Bursche, welche sich zu nahe an mich machten, von mir abzuhalten.

Fünf weitere Schüsse und die Pferde stürzten.

"Also von dreien ist er angegriffen worden. Die haben ihn allerdings überwältigt."

"Was tut To-kei-chun da oben?" fragte er, grad als ich den Genannten über die Kante auf den Felsen zog, "Kann der Häuptling der Comantschen fliegen?"

"Er ist schon da", antwortete ich, indem ich hinter ihm aufsprang und die beiden Revolver zog. Er und sein Kamerad drehten sich nach mir um; sie brachten vor Überraschung kein Wort hervor, hatten aber die Geistesgegenwart, nach ihren Messern zu greifen und auch aufstehen zu wollen. "Bleibt sitzen, und rührt euch nicht, sonst erschiesse ich euch!" gebot ich ihnen.

Wir reichten uns die Hände und ritten dann nach verschiedenen Richtungen fort, er nach Westen und ich nach Süden.

Drittes Kapitel

Der "Löwe der Blutrache"

 
Und nun kam sie herangebraust, die grosse, dichte, vielköpfige Reiterwolke!

"Steig ab, und kriech zu mir her; dann wirst du deinen Vater sehen, " antwortete ich ebenso mit unterdrückter Stimme. Erfolgte meinem Geheisse. Asl er Halef erblickte, wäre er am liebsten vorgesprungen, um zu ihm hinzueilen.

Die Beduinen knieten, ihre Gesichter gen Mekka gerichtet, auf ihren Gebetsteppichen.

"Dakilah ia Scheik!" Das heisst: Ich bin der Beschützte, o Herr! Kein Araber, und wenn er der grösste Räuber und Mürder ist, wird einem Feinde seinen Schutz versagen, der ihm diese Worte zuruft und ihn oder sein Gewand berührt, welch letzteres die Hauptsache ist. (Original nicht erhalten.)

Der Löwe brachte Beute für die Jungen; da sah er die Löwin liegen, tot in ihrem Blute; er liess den Raub fallen, hob den Kopf empor und brüllte, dass ich glaubte, unseren Schutthügel zittern zu fühlen. (Original nicht erhalten.)

Viertes Kapitel

Auf dem Tigris

 
Sieblickte mir eine Zeit lang stumm in das Gesicht, dann sank sie langsam auf die Kniee nieder, schlug die Hände zusammen, holte lange, tief und laut Atem und sagte dann im innigen Tone: "Sie hat eine! Oh Allah, ich habe eine Seele,..."

"Juble nicht zu früh! Es ist nämlich kein Er, sondern eine Sie."
"Kein Löwe, sondern eine Löwin?"
"Nein; es ist kein Abu er Rad, sondern eine Omm es Ssanne (Mutter des Gestankes = Hyäne),die du erschossen hast..." 

Er trat aus dem Gebüsch heraus, stellte sich vor uns hin und fragte in einer Weise, als ob er der Gebieter des Platzes sei: "Wer seid ihr, und was wollt ihr hier?"

Halef holte aus und strich dem Perser die Nilhautpeitsche quer über das Gesicht.

Als wir dann am Nachmittage Maansurijeh erreichten, stand ein Mann mit seinem Weibe am Ufer, welche uns schon von weitem zuwinkten, anzuhalten.

Ich entrollte den Lasso, den wir von oben bis unten so fest um die beiden wanden, dass sie kein Glied bewegen konntenund ein Bündel bildeten...

"Als der letzte Hieb gefallen war, dachte ich, dass sie nun wenigstens drohen und fluchen würden; sie blieben aber stumm."
 

Fünftes Kapitel

In Bagdad


"Kaffee? Allah, oh Allah!" seufzte der Dicke, indem er die Äuglein verdrehte. "Was wimmerst du denn? Mach schnell! Man setzt doch den Gästen Kaffee vor!"

"...wenn du nur ein einziges Wort davon sagst, dass wir in Bagdad sind und wo wir uns befinden, so bist du morgen früh eine Leiche, eine die ganze Nacht hindurch langsam und allmählich totgemordete Leiche!"

Halef trat mit reich beladenen Händen in das Zimmer.

Das Firmament strahlte so kurz nach dem Neumonde in seinem vollsten Glanze; die Abendluft bewegte die Palmenwedel, deren zeitweiliges Geflüster die einzige Unterbrechung der in dieser abgelegenen Gegend herrschenden tiefen Stille war. Das gab die richtige Märchen - und Erzählerstimmung.

Indem er mir das Tuch anlegte, hörte ich ihn leise sagen: "Fall um, wenn wir schiessen, und bleib unbeweglich liegen...."

Wir stiegen ab und gelangten in einen grossen, weiten Raum.

Nach einer Weile aber sagte er leise, als ob er sich scheue, die tiefe Stille zu unterbrechen: "Sihdi, horch! Er weint!"




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