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Dienstag, 29. März 2022

Marcel Vidoudez: Sammelbilder für NPCK-Album Schöne Schweizer Sagen, 2.Teil

 Marcel Vidoudez (1900-1968) est l’un des dessinateurs romands les plus féconds du 20e siècle.

 

 Die Riesen im Prättigau

Serie 19
 
 
Baumgrosse kräftige Männer

Er stellte sich vor das Ratshaus

Er sei nun da!

Sie zogen hinauf in den Wald

Er nahm dem Landamman die Hand

Er kam mit drei Milchtansen

Einer der Buben des Riesen

Da lachte der Riese höhnisch

"He, was wollt eigentlich ihr?"

Sie verabschiedeten sich schnell

Das Huhn flog auf seine Schultern

Der Riese brach zusammen


Freitag, 25. März 2022

Johanna Spyri: Heimatlos illustriert von Vreni Zingg

 Vreni Zingg

 Das Buch Heimatlos enthält zwei Erzählungen von Johanna Spyri: Am Silser- und Gardasee und Wie Wiselis Weg gefunden wird.

 


Am Silser- und Gardasee

...ganz nahe an den Bergen, liegt ein kleiner Ort, der heisst Sils-Maria.Da standen zwei Häuschen einander gegenüber, ein wenig abseits im Felde.


...stand hinter ihm ein Büblein; das stellte sich auf die Türschwelle, wenn der Vater draussen war, und schaute mit dem grossen, dunklen Augen lange hinaus dem Vater nach, oder sonst wohin, man hätte nicht sagen können, wohin....

....und wie der Vater die Geige weggelegt hatte, da hatte sie das Büblein leise genommen und probiert, wie man die Melodien herausbringe. Und es musste es so gar schlecht nicht gemacht haben, denn der Vater hatte gelächelt und gesagt: "So komm!" und hatte seine grossen Finger auf die kleinen gelegt mit der linken Hand, und die rechte Hand des Bübleins mitsamt den Bogen in die seinigen genommen, und so hatten sie eine gute Zeitlang fortgegeigt allerlei Melodien.

 


Den Kleinen hatte es immer schon drei Srümpfe und zwei Schuhe angezogen und festgebunden, eh' das Trudi dem einen, dem es helfen sollte, nur die Beine dazu in die rechte Stellung gebracht hatte.

"Bst! Bst! Mach nicht alle Türen auf und zu und einen Lärm, als kämen ihrer vier. Geh in die Stube hinein und halte dich still. Der Vater liegt oben in der Kammer; sie haben ihn auf einem Wagen gebracht, er ist krank."

 



 ...und da seine Geige ihm gerade gegenüber an der Wand hing, so sagte er sich: "Die müsste ich auch dalassen."
 
 

Da setzte sich Rico neben das Stineli hin und machte seine Geige zurecht, denn die war mitgekommen.


Aber als die Wochen so vergangen waren, da nahm die Grossmutter eines Abends das Stineli in ihre Kammer hinauf und sagte: "Sieh, Stineli, ich kann es wohl begreifen, dass du den Rico nicht vergessen kannst; aber du musst doch denken, dass der liebe Gott ihn weggenommen hat, und wenn es so sein musste, so war es gut für den Rico, das werden wir dann einmal sehen."


Vor ihm lag funkelnd im hellen Sonnenschein der himmelblaue See mit den warmen,  stillen Ufern, und drüben kamen die Berge gegeneinander, in der Mitte lag die sonnige Bucht,...


Neben der kleinen Brücke warf er sich auf den Boden und weinte und schluchzte laut: "O, Mutter, wo bist du? Wo bin ich daheim, Mutter?"


Als Rico in die Türe trat, schnellte sich das Büblein empor an einer langen Schnur, die von der Decke bis auf sein Bett herunterhing, denn es konnte nicht aus eigener Kraft aufsitzen.


Nun kroch Silvio hervor, denn er hatte Respekt vor dem Herrn Pfarrer, da er nun so nah war.


Vor dem Jahre war dann die gute Grossmutter gestorben, und von da an gab es für Stineli auch keine freien Augenblicke mehr; denn vom morgen bis zum Abend war da viel Arbeit zu tun, dass man nie fertig wurde, sondern nur immer mittendrin war.



Bei der Kirche in Sils sagte Stineli: "Wenn uns die Grossmutter noch sehen könnte! Wir wollen ihr doch noch Lebewohl sagen, nicht, Rico?"


Dann setzte es sich ganz nahe an Silvios Bett und machte Figuren mit seinen gelenkigen Fingern, so dass davon der Schattenauf die Wand fiel, und alle Augenblicke lachte Silvio hell auf und rief aus: "Ein Hase! Ein Tier mit Hörnern! Eine Spinne mit langen Beinen!"


...und zum Fenster führte, wo er auf den flimmernden See hinunter und bis zu den violetten Bergen hinübersah, da stieg dem Rico so vieles auf im Herzen, dass es ihm vor Freude und Dank übervoll wurde und er nur leise sagen konnte: "O wie schön! nun darf ich daheim sein!"


Da erschien auf der Schwelle mit dem Rico das Stineli.


Wie Wiselis Weg gefunden wird


Da fiel sein Blick auf ein kleines, schmales Mädchen, das neben ihm im Schnee stand; es war ganz bleich und hielt beide Arme in seine Schürze gewickelt, um wärmer zu haben, aber es zitterte doch vor Kälte an seinem ganzen dünnen Körperchen. Das schien dem Chäppi ein passender Gegenstand zu sein, seine Wut daran auszulassen. "Kannst du einem nicht aus dem Wege gehen, du lumpiges Ding du?..."


"Wohin denn, Miezchen?" "Zum Schreiner Andres. Lass schnell los! Hilf, Papa hilf!" "Wenn du mir sagst, was du vom Schreiner Andres willst, so lass' ich dich los."
 

 
Jetzt stieg die Erinnerung mit einem Male in Onkel Maxens Gedächtnis auf; er lachte hell heraus und rief: "O, das ist's, das Wisi, ja gewiss, das Wisi kenn' ich wohl, ich seh' es deutlich vor Augen mit dem lustigen Gesicht, wie es am Klavier stand und so tapfer darauf los sang....."

Nun legte die Mutter sich müde hin und entschlief, und Wiseli wollte sie nicht wecken.


Die Buben standen da immer da und starrten es an...Die Base war bia jetzt auch geblieben und hatte das Kind angeschaut von oben bis unten, mit beiden Armen in die Seite gestemmt...


...und die Base hob eine grosse Pfanne vom Feuer und fuhr eilends damit in die Stube hinein, wo sie den ganzen Haufen geschwellter Kartoffeln auf den Schiefertafeltisch ausschüttete.


Und über das Wiseli kam ein solches Elend, dass es den Kopf auf sein Bündelchen drückte und ganz bitterlich zu weinen anfing......legte es seinen Kopf wieder auf das Bündelchen und schlief augenblicklich ein.


Jetzt träumte es dem Wiseli, es sehe einen schönen, weissen Weg vor sich, ganz trocken und hell von der Sonne beschienen, der ging zwischen lauter roten Nelken und Rosen durch...Und neben dem Wiseli stand seine Mutter und hielt es liebevoll bei der Hand, wie immer, und dabei zeigte sie auf den Weg hin und sagte: Sieh, Wiseli, das ist den Weg!...

 

Auch Wiselis Herz erfreuten die Blumen und der Sonnenschein, wenn es am Morgen in die Schule ging und nachher wieder nach dem Buchenrain zurückkehrte.


Die Nelken leuchteten in der Abendsonne so schön und dufteten so herrlich über die niedere Hecke herüber dem Wiseli zu, dass es fast nicht mehr von der Stelle fort konnte, so wohl gefiel es ihm da.


Ganz leise, wie nie sonst, schlich er zur Tür hinaus. Gerade in diesem Augenblick kam ebenso leise etwas aus des Lehrers Küche herausgeschlichen, und auf einmal stand das Wiseli ganz nahe vor ihm; beide fuhren zusammen vor Schrecken, und das Wiseli wurde über und über rot, so, als hätte es der   Otto auf einem Unrecht erwischt.


Kaum hatte Otto das gesehen, als er auf den Chäppi losfuhr, ihn samt seinem Kratten umwarf...


Der Doktor untersuchte genau den unbeweglichen Körper....


...Er hatte sein Summe beisammen, die er jährlichdem Herrn Oberst zur Verwahrung brachte; diese wollte er noch einmal überzählen, um seiner Sache sicher zu sein....Mitten im Zählen hörte er jemand hereinkommen; eh' er aber aufgeschaut hatte, fiel ein furchtbarer Schlag auf seinen Kopf....


"Ach, ach", sagte er, halb erfreut und halb erschrocken, " bist du es, Wiseli? Komm, gib mir die Hand." Wiseli gehorchte.


Miezchen kroch ins Schlafzimmer hinein, kauerte sich neben dem Bett auf das Schemelchen nieder, nahm den roten Zuckerhahn auf den Schoss und war sehr traurig, dass es ihn zum letzten Male sehen sollte.


Der Joggi schaute das Mädchen an, ganz ohne Schrecken, dann schaute er auf seinen roten Zuckerhahn, und dann fing er an zu lachen...


...und eh' er noch fertig gesprochen, arbeitete der Bäckerjunge sich zur Tür herein mit einem so ungeheuren Brett auf dem Kopf, dass er an der Tür stecken blieb und nicht damit weiterdringen konnte. Aber von hinten kam eine kräftige Hand, die hob und schob und stützte das wankende Gebäude, bis es glücklich in der Stube angelangt und auf dem Tisch gesetzt war....



...da kam es zu ihm heran und sagte, indem es seine Hände faltete: "Vater, soll ich nicht den Liedervers der Mutter dir laut vorbeten?"




Dienstag, 22. März 2022

 Rudolf Münger (1862-1929) war ein Schweizer Maler. Münger wurde bekannt als Illustrator der Werke von Jeremias Gotthelf und Heidi von Johanna Spyri, der Einbände zu den Romanen Rudolf von Tavels und der 1907 bis 1925 durch Otto von Greyerz in sechs Heften erschienenen Volksliedersammlung Im Röseligarte. Von ihm stammen auch die Wandfresken des Berner Kornhauskellers.

 


 


"Du, Stine", rief die Mutter in der grössten Hast, "sie haben den Murezzi blutend ins Spital gebracht. Jesus, - wenn er mir stirbt! -  B'halt's Kind, so lang wir fort sind!"


 
Zu himmelblauen Vergissmeinnicht legte sie zartrosarote Bergnelken und goldstrahlende Gemsblumen, dazwischen schneeweisse Alpenlilien.

"Fisch bring i do", rief draussen eine Stimme. "Der Bub" - rief die Wirtin und öffnete die Küchentüre; "Petrin, wie geht's dem Vater?"

Da -was war das? - über ihr knackte die Holzstiege. Von der Kammer herunter kommt der Petrin, so leise auftretend als möglich. Jetzt steht er vor ihr, der Bub, seine Augen so weit geöffnet und auf sie gerichtet: "Mutter, muss i gehen?"


Der Petrin aber verbarg sich hinter einer Arve, wo ihn niemand sehen konnte, hielt beide Hände vors Gesicht und flennte - so heimwehartig war's ihm zumute.


Der Postillon hatte es eilig. Jetzt musste es sein. Heftig drückte die Mutter die Kinder an ihr Herz und schob sie hastig in den Wagen.


Erst als die Botin auf dem Ofenbänklein behaglich den Kaffeee schlürfte, die Füsse in ein Paar der grossen Finken steckend, die unter dem Bänklein standen, während man ihre nassen Schuhe zum Trocknen stellte, ging man an das Lesen des Briefes.


 
 
...Gruss an alle. Geht's dem Vater besser? Wir beten jeden Tag für ihn.
Eure vielgeliebte Tochter Ursula.

 

Der Geissbub stand noch da, als er mit dem Brief ferig war.


"Welches Stockwerk?" klang es jetzt sehr bestimmt, und vor mir stand der Peter mit etwas finsterem Blick, die Augenbrauen zusammengezogen.


Zu gleicher Zeit ging mit diesem Briefe nach Hamburg eine Postkaarte ins Engadin ab. Da stand mit grossen eckigen Zügen: "'s ist einer hier, der sieht mich an wie die Oberschwester im Spital. Jetzt will er mit mir nach Genua. Juhee! Jetzt han i halt e Freud. Euer Petrin.



"Also hier soll's geschehen sein?" rief der Direktor und riss hastig das Kissen vom Bett. Friedlich lag da ein  Säcklein von grobem Zwilch: dick und voll. "Da ist's ja!" "Ja, da ist's wieder", rief Peterli, schoss darauf los und leerte das Säcklein aus.


"Fort war's Geld doch, aber niemand glaubt mir's" behauptet er steif und fest. "Jetzt sei nicht so störrisch", meinte sie, "geirrt hast du dich halt."


Die blaue Kiste aber mit den zwei roten Herzen und den Blumenkränzchen wartete schon auf sie am Bahnhof.


"Da wär i denn", sagte der Murezzi. "Das seh ich", brummte der Alte. "Eben noch vor dem Zahltag." Mit dem Nötigen? " frug der andere, einen schiefen Blick auf das Säcklein werfend. "Selb denn schon. Gebt mir den Schuldschein heraus, und ich geb Euch s'Geld." Zögernd nistete der Alte in einer Truhe herum. Endlich brachte er den Schein, der zwischen seinen dürren Fingern zitterte wie ein Blatt im Winde.


"So sind unsere Geschäfte erledigt", sagte er zu Sandri...