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Mittwoch, 23. Oktober 2024

AUS TROTZKOPF'S EHE illustriert von WILLY PLANCK

 Willy Planck (1870 - 1956) deutscher Maler und Grafiker





„Onkel Heinz, Onkel Heinz,“ schallte es von hellen Kinderstimmen durcheinander, und ein Junge im Alter von zehn Jahren, nebst zwei kleinen Mädchen von acht und sieben Jahren, liefen einem Herrn entgegen, der die Tür zum Kinderzimmer in Gontraus Hause geöffnet hatte und hineinschaute. Sogleich wurde er von den dreien mit hellem Jubel umringt, der eine zerrte ihn hierhin, der andre dorthin; lachend versuchte er die Ungestümen abzuwehren, aber da klammerten sie sich noch fester an ihn, und er kam nicht los.






Keine Antwort!

„Übrigens, mache doch die Partie mit, wenn dir soviel daran liegt. Ich,“ das Wort betonte sie besonders, „gebe mich zu solchen Dingen nicht her.“

Wiederum Schweigen!

Adolf schien vertieft in seine Bücher, aber Rosi war heute noch lange nicht fertig; mit nervösen Fingern zupfte sie an den Fransen der Tischdecke.



Bei dem Geistersteine verließen sie den Wald, überschritten den Fahrweg und waren nun auf der Höhe; nur wenig stieg es noch hinan. Ilse atmete tief, der frische Höhenwind kam ihnen entgegen, und nach allen Seiten war der Blick frei, keine beengenden Bäume mehr, zwischen deren Stämmen man allerlei vermuten konnte. 
Die Mondscheibe erschien hier oben riesengroß, ihr Glanz umgab die Gestalten mit silbernen Rändern und lag breit auf dem steinigen Wege und auf den niedrigen Föhren, zu deren Füßen unter Steingeröll ein flinkes Wässerchen gurgelte, hastend und stürzend, als hätte es Eile, ins Tal hinunter zu kommen. 


Am Tage nach der Leseprobe erhielt Ilse zwei Briefchen. Ahnungslos öffnete sie dieselben, aber gleich darauf erschien sie beinahe weinend bei Leo, der gerade in der tiefsten Arbeit steckte, da er voraussah, daß ihm in den nächsten Tagen wenig Zeit übrig bleiben würde.

„Was gibt’s denn schon wieder?“ fragte er ärgerlich über die Störung.



In den Garderoben der jungen Mädchen herrschte ein lustiges Durcheinander. 



Als die beiden Frauen mit den Kindern einige Zeit später ins Eßzimmer, einen großen hellen Raum, traten, fanden sie hier neben Flora, Käthe und den Zwillingen ihren Wirt, auf dessen Bekanntschaft sie begreiflicherweise höchst neugierig waren.

Nur flüchtig glitten deshalb Ilses Blicke über die prächtigen Geweihe an den Wänden, die sie sich als Kennerin sonst gewiß eingehend betrachtet haben würde, und blieben an der mächtigen Gestalt des Hausherrn haften, neben welcher seine schmächtige Frau vollständig verschwand. Die ästhetische Flora und dieser Koloß, den Ilse auf 200 Pfund taxierte, – einen größeren Gegensatz konnte man sich nicht vorstellen. Auf den breiten Schultern saß ein kugelrunder Kopf, dessen rosige Haut durch die hellen kurzgeschorenen Haare schimmerte; rot war auch sein joviales Gesicht und seine kräftigen Hände; breit und energisch der Nacken, der in einer dicken Falte über dem Rockkragen lag. Wie kam Flora zu diesem verkörperten Bilde der Prosa! Sah sie ihn etwa durch die verklärende Brille der Poesie an?

„Was ist denn nur los?“ fragte er nochmals, als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte.

Statt aller Antwort holte Ruth einen Brief aus der Tasche und gab ihn dem Professor.

„Lies nur, lies nur, Onkel Heinz, es ist ein Brief von Herrn Jansen, der eben für mich abgegeben worden ist,“ sagte sie mit bebender Stimme und fuhr dann leidenschaftlich fort: „Aber siehst du, ich kann ganz gewiß nichts dafür, und nicht wahr, wenn ich auch gesagt habe, daß ich ihn gern hätte, brauche ich ihn deshalb doch noch nicht zu heiraten, nicht wahr, Onkel Heinz?“




 Und da fiel ihm dann auch ein, daß es wohl besser wäre, wenn er noch mal bei dem Blumenladen vorginge, wo er für Ruth den Blumenkorb bestellt hatte, und nachfrüge, ob alles in Ordnung sei. Die Verkäuferin hatte sich schon am Morgen über den „wunderlichen alten Herrn“ amüsiert, der in umständlichster Weise seine Bestellung gemacht und ganz genau angegeben hatte, in welcher Art die Blumen geordnet werden sollten. Alle Vorschläge, die sie machte, wurden von ihm verworfen und geschmacklos gefunden; er suchte selbst die Blumen aus und gab an, so und so sollte die Farbenzusammenstellung sein und nicht ein Tüpfelchen anders. Am Mittag war er wieder gekommen, hatte sich den 
fertigen Korb angesehen, und ein Etui hineingesteckt, das eine kleine Brosche ganz aus Türkisen und Brillanten enthielt, welche er seiner Kröte zum heutigen wichtigen Tage schenken wollte.






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