Ernst Kreidolf: Die Wiesenzwerge

 Ernst Kreidolf (1863 - 1956). Sein Kinderbuch Die Wiesenzwerge erschien 1933. Er war bereits zu diesem Zeitpunkt 70 Jahre alt und bemerkte dazu:

Das Buch erschien zuerst mit einem grafisch gestalteten Buchdeckel; spätere Auflagen wurden mit einem Bild versehen.

1933

...da sprang die Tür des Zwerghäuschens auf und alle, alte und junge. kamen hurtig heraus, wuschen sich am klaren Brunnen...

Bald sassen sie in den Wagen und  juchhe, ging's dahin zwischen Steinen und Kräutern hindurch...

Die empfingen sie mit hellen Freuden, denn sie feierten gerade eine grosse Hochzeit.

 In der smaragdenen Rotunde, um den grossen Sichelmondleuchter, da ging es schon los...

Nur die alten Mummelzwerge und -zwerginnen meinten, sie seien schon zu steif  und zu langsam zum Tanzen. "Das ist etwas für die Jungen," sprachen sie zueinander; "lasst uns ins Waldhäuschen gehen, da sitzen wir gemütlich für uns allein!"

Wütend kam der Nachbar zum Wiesenzwergvater herübergelaufen, zeigte auf sein Dach zurück, wo alles Gras verwüstet und abgefressen war, und rief: "Das haben wieder deine Heupferde getan...

Auf dem Stoppelberge trafen sich die ergrimmten Reiter.

Der Mond verzog sein Gesicht und horch, er begann zu reden:
Streit und Zank,
Macht mich blass und krank.

Wie sie nun still zusammen heimwärts ritten, da konnten sie nicht begreifen, dass sie sich noch vor kurzem gehasst und bis auf's Blut befeindet hatten.

Bald waren sie in ihren Häuschen, lagen in ihren kleinen Betten, und in den tiefen Schlaf kam der schöne Traum.