Samstag, 9. November 2024

LUDWIG BECHSTEIN DEUTSCHES MÄRCHENBUCH 1857, ILLUSTRIERT VON LUDWIG RICHTER, 1. Teil

 Adrian Ludwig Richter (* 28. September 1803 in Friedrichstadt bei Dresden; † 19. Juni 1884 in Dresden) war ein bedeutender deutscher Maler und Zeichner der Spätromantik und des Biedermeiers.



Adrian Ludwig Richter, ca. 1860
WIKIPEDIA

DEUTSCHES MÄRCHENBUCH 1857






Es war einmal ein Schneiderlein, das saß in einer Stadt, die hieß Romadia; das hatte auf eine Zeit, da es arbeitete, einen Apfel neben sich liegen, darauf setzten sich viele Fliegen, wie das Sommerszeiten so gewöhnlich, die angelockt waren von dem süßen Geruch des Apfels. 

 

Als beiden Riesen nun die Augen nach einigem Zanken vom Schlafe wieder zugegangen waren, warf der Schneider abermals gar heftig auf den andern, dass er es nun nicht länger ertragen mochte, und auf seinen Gesellen, von dem er sich geschlagen vermeinte, heftig losschlug; das wollte denn der andere Riese auch nicht leiden, sprangen beide auf, rissen Bäume aus der Erde, ließen aber doch zu allem Glück den Baum stehen, darauf der Schneider saß, und schlugen mit den Bäumen so heftig aufeinander los, bis sie einander gegenseitig totschlugen.

Das war den Reitern verwunderlich zu hören, konnten und wollten’s nicht glauben, dass der eine Mann 10so unverletzt von den Riesen sollte gekommen sein, und sie noch dazu totgeschlagen habe, ritten nun selbst in den Wald, dies Wunder zu beschauen, und fanden es also, wie der Schneiderheld gesagt hatte. 

 Der Schneider war noch nicht lange in den Wald getreten, so wurde das Wildschwein seiner ansichtig und 12stürzte auf ihn zu mit schäumendem Rachen und wetzenden Hauern und wollte ihn gleich zu Boden rennen, so dass sein Herz erzitterte und er sich schnell nach Rettung umsah. Da stand zum Glück eine alte verfallene Kapelle in dem Walde, darin man vorzeiten Ablaß geholt, und da der Schneider nahe dabei stand und die Kapelle ersah, sprang er mit einem Satz hinein, aber auch der Türe gegenüber mit einem Luftsprung durch ein Fenster, darin keine Scheiben mehr waren, wieder heraus,..

 .... der Schneider aber lief flugs um das Häuslein herum, wischte vor an die Türe, warf sie eilends zu und versperrte so das grausame Gewild in das Kirchlein, ...



Als die vor der Kammer solche Worte vernahmen, so flohen sie nicht anders, als jagten sie tausend Teufel, und keiner wollte der sein, der sich an den Schneider wagte. Und so war und blieb das tapfere Schneiderlein ein König all sein Lebetag und bis an sein Ende.


Das Märchen von den sieben Schwaben.

Es waren einmal sieben Schwaben, die wollten große Helden sein und auf Abenteuer wandern durch die ganze Welt. Damit sie aber ein gut Gewaffen hätten, zogen sie zunächst in die weltberühmte Stadt Augsburg und gingen sogleich zu dem geschicktesten Meister allda, um sich mit Wehr und Waffen zu versehen. Denn sie hatten nichts Geringeres im Sinne, als das gewaltige Ungetüm zu erlegen, das zur selben Zeit in der Gegend des Bodensees gar übel hausete.


Weiter so kamen die sieben Schwaben auf ihrem Zuge in einen Hohlweg, und wie sie so tapfer darauflosmarschierten, merkten sie nicht, daß ein großmächtiger Bär im Wege lag, bis der Allgäuer fast mit der Nase an ihn stieß. Als er ihn nun sah, war er hin vor Schreck, stolperte und stieß mit dem Spieße geradezu auf den Bären los, wozu er aber nichts konnte, und schrie dazu gottsjämmerlich: „E Bär! E Bär!“ Vermeinte, sein letztes Brot wäre gebacken und bereits verzehrt. Doch rührte sich der Bär nicht, dieweil er maustot war.

So kam es, daß der Bayer gar mächtiglich in die Luft schlug, sich um und um drehte wie ein Kreisel, stolperte und zu Boden stürzte wie ein Wiesbaum. Das half ihm zum Garaus; der Blitzschwab stürzte über ihn her wie ein Queckenhamster und packte ihn an der Gurgel, während die andern Hände und Füße hielten und lustig darauflostrommelten. Er wäre ihrer aber doch letztlich noch Herr geworden, weil er ein großer starker Kerl war, wäre nicht auch der Allgäuer über ihn hergefallen wie ein Maltersack. Da mußte er Abbitte tun, wohl oder übel, denn das Häuflein ließ nicht eher locker und ledig.


 „Se wellet e bißle sei Bier brobiere,“ sagte der Allgäuer und schritt 26schnurstracks mit den Gesellen in die Zechstube. Da ward’s dem Wirt klar, daß die Gesandtschaft mit dem Spieße abgeschickt sei von der schwäbischen Kreisregierung, wie wohl zuzeiten geschieht, um das Bier zu kosten und zu prüfen, ob es preiswürdig sei. Rannte daher spornstreichs in den Keller und holte ein Körble vom besten herauf, wie er nur für sich und seine Leute gebraut. Das Körble war leer im Umsehen, das zweite in noch kürzerer Zeit, und als die Sieben in weniger als zwei Stunden nahe an einen halben Eimer getrunken, meinte der Wirt, er sehe, daß es ihnen schmecke. Der Blitzschwab aber, der immer das Maul vorweg hatte, sagte: „’s kennt besser sei, wenn net z’ wenig Malz und Hopfe drin wär.“ „Das ist nicht wahr,“ versetzte der Wirt, der ein Schalk war, „Hopfen und Malz ist nicht zu wenig darin, aber zu viel Wasser.“ Da merkte der Blitzschwab, daß er seinen Mann gefunden, trank noch ein Mäßle 

...so wurden die guten Gesellen dahin eins, ihr Bärenfell und ihren Spieß als eine Trophäe in die nächstgelegene Kapelle zu stiften, die hieß man hernach die Kapell zum schwäbischen Heiland. Dort wird wohl der Spieß noch hängen, das Bärenfell aber haben die Motten verzehrt, und die Sperlinge haben die Haare in ihre Nester getragen.

Vom Schwaben, der das Leberlein gefressen.



Als unser lieber Herr und Heiland noch auf Erden wandelte, von einer Stadt zur andern, das Evangelium predigte und viele Zeichen tat, kam zu ihm auf eine Zeit ein guter einfältiger Schwab und fragte ihn: „Mein Leiden-Gesell, wo willt du hin?“ Da antwortete ihm unser Herrgott: „Ich ziehe um, und mache die Leute selig.“ So sagte der Schwab: „Willt du mich mit dir lassen?“ — „Ja,“ antwortete unser Herrgott, „wenn du fromm sein willt und weidlich beten.“ Das sagte der Schwab zu. 

Nahm 
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deshalb ein Messer, schnitt das Leberlein, dieweil es gar war, voneinander und aß es.

Die Probestücke des Meisterdiebes.


 Da fiel das Mütterlein ihrem Sohn an das Herz und um den Hals, küßte ihn und weinte und sagte: „Dieb hin, Dieb her! Du bist doch mein lieber Sohn, den ich unterm Herzen getragen habe, und mir hüpft das Herz hoch in der Brust, daß ich dich in meinen alten Tagen wiedergesehen! Ach, was wird dein Herr Pate sagen, droben auf dem Schloß der Edelmann!“ 

 Die wachten und wachten, froren und fluchten, denn es war kalt und alle waren durstig; da zeigte sich ein altes müdes Mütterlein, das trug ein Fäßlein auf einem Korbe, hüstelte schwer und keuchte zum Schloßhof hinein. Das Fäßlein 44weckte in der Seele der Soldaten ganz besonders anziehende Gedanken, nämlich die, daß möglicherweise Branntwein darin sein könne, und daß Branntwein ein Spezifikum gegen den Nachtfrost sei und gegen die bösen Nebel. Riefen daher das alte Mütterlein zum Feuer, daß sich’s wärme, und forschten nach dem Inhalt des Fäßleins. Richtig geahnet! Branntwein war darin, und noch dazu veredelter, Doppelpomeranzen, Spanischbitter oder so eine Sorte.
 Es währte gar nicht lange, so fiel ein Soldat nach dem andern in Schlaf und den Wächtern im Stalle fielen auch die Augen zu, und es war gut, daß der Dieb schon im Stalle bei dem Pferde stand, so konnte er den Reitknecht in seinen Armen auffangen, als dieser gerade vom Pferde fiel, und ihn sanft rittlings auf die Schranke setzen und was weniges anbinden, damit der gute Mensch nicht etwa auch da herunterfalle und Schaden leide. 


Als es heller Tag geworden, sah der Edelmann zum Fenster hinaus, und sah einen stattlichen Reiter dahergaloppiert kommen, auf einem nicht minder stattlichen  Ross, das ihm so bekannt vorkam.
Der Reiter hielt an und bot guten Morgen hinauf zum Schloßfenster. „Guten Morgen, Herr Pate! Euer Pferd ist Goldes wert!“ —  „Ei, daß dich alle Teufel!“ rief der Edelmann, wie er sah, daß das Pferd seine Schecke war.



In der nächsten Nacht darauf begab sich etwas Seltsames auf dem Gottesacker. Der Schulmeister, der diesem zunächst wohnte, wurde es zuerst gewahr, und meldete es dem Herrn Pfarrer. Über den Gräbern wandelten kleine brennende Lichtlein in unsteter Bewegung umher. „Das sind die armen Seelen, Schulmeister!“ flüsterte der Pfarrer mit Grausen.

Die verzauberte Prinzessin.



 Aber wie er dasaß in Gedanken versunken, konnte er doch nicht lassen, hinzuhören auf das Gespräch, das drinnen geführt ward. Ein Fremder, der eben aus der Hauptstadt angelangt war, erzählte, daß die schöne Königstochter von einem bösen Zauberer gefangen gesetzt sei und müsse im Kerker bleiben ihr lebelang, wenn nicht jemand sich fände, der die drei Proben löste, welche der Zauberer gesetzt hatte. Fände sich aber einer, so wäre die Prinzeß sein und ihr ganzes herrliches Schloß mit all seinen Schätzen. Das hörte der Meister an, zuerst mit halbem Ohr, dann mit dem ganzen und zuletzt mit allen beiden, denn er dachte: mein Sohn Helmerich ist ein aufgeweckter Kopf, der wohl den Ziegenbock barbieren möchte, so das einer von ihm heischte; was gilt’s, er löst die Proben und wird der Gemahl der schönen Prinzeß und Herr über Land und Leute. Denn also hatte der König, ihr Vater, verkündigen lassen. — Schleunig kehrte er nach Haus und vergaß seine Schulden und Kunden über der neuen Mär, die er eilig seiner Frau hinterbrachte.



 Übermütig wie er dahinzog, ließ er seinen Mutwillen aus an allem, was ihm in den Weg kam. Die Vögel, die auf den Zweigen saßen und den Herrgott lobten mit Gesang, wie sie es verstanden, scheuchte er mit der Gerte von den Ästen und kein Getier kam ihm in den Weg, daran er nicht seinen Schabernack ausgelassen hätte. 


 
 Da der Vater ihm Roß und Wehr versagte, machte Hans sich heimlich auf und wanderte wohl drei Tage denselben Weg zu Fuß, den der Bruder an einem geritten war. Aber er fürchtete sich nicht, und schlief des Nachts auf dem weichen Moos unter den grünen Zweigen so sanft wie unter dem Dach seiner Eltern; die Vögel des Waldes scheuten sich nicht vor ihm, sondern sangen ihn in Schlaf mit ihren besten Weisen.
 
 
  „Ich wähle die Mittle.“ Und da fuhren die bösen Drachen zum Fenster hinaus, die schöne Königstochter  aber warf  ihren Schleier ab und freute sich der Erlösung  und ihres schönen Bräutigams.


Der Teufel ist los
oder
Das Märlein, wie der Teufel den Branntwein erfand.


Aber wie sich’s der Teufel gedacht hatte, also ging es auch. Wenn die Leute erst ein wenig Branntwein im Leibe hatten, da fingen sie an zu fluchen und zu schwören, und fluchten und schwuren ihre Seele zum Teufel, daß sie der Teufel bekam, wenn sie gestorben waren, und brauchte ihnen darum nicht zu dienen, wie er sonst hatte tun müssen, wenn er eine arme Seele hatte haben wollen. Und wenn sie sich den Kopf erst richtig vollgesoffen hatten im Branntwein, da fingen sie auch an und zankten sich und prügelten sich und brachen sich selber die Hälse, daß sich der Teufel nicht erst brauchte die Mühe zu geben und brauchte sie ihnen herumzudrehen.
 

Und kurz und gut, seit der Teufel aus der alten Buche 64jenesmal wieder losgekommen ist, seit der Zeit ist der Branntwein aufgekommen, und seit der Branntwein in der Welt ist, da kann man erst recht eigentlich sagen: „Der Teufel ist los!“



Der Schmied von Jüterbogk.

  

65Einst sass  er in seinem Garten unter einem alten Birnbaum, da kam ein graues Männlein auf einem Esel geritten, das sich schon mehrmals als des Schmiedes Schutzgeist bewiesen hatte. Dieses Männchen herbergte bei dem Schmied und ließ den Esel beschlagen, was jener gern tat, ohne Lohn zu heischen. Darauf sagte das Männlein zu Peter, er solle drei Wünsche tun, aber dabei das Beste nicht vergessen.



 Der Tod stieg auf den Baum, und der Schmied sprach: „Bleib droben!“ denn er hatte Lust, noch länger zu leben. Der Tod fraß alle Birnen vom Baum, dann gingen seine Fasten an, und vor Hunger verzehrte er sich selbst mit Haut und Haar, daher er jetzt nur noch so ein scheußlich dürres Gerippe ist. Auf Erden aber starb niemand mehr, weder Mensch noch Tier, darüber entstand viel Unheil, und endlich ging der Schmied hin zu dem 67klappernden Tod und akkordierte mit ihm, daß er ihn fürder in Ruhe lasse, dann ließ er ihn los. 

Da schaute der heilige Petrus herfür, und Peter der Schmied erkannte in ihm seinen Schutzpatron und Schutzgeist, der ihn oft aus Not und Gefahr sichtbarlich errettet und ihm zuletzt die drei Wünsche gewährt hatte. Jetzt aber sprach Petrus: „Hebe dich weg, der Himmel bleibt dir verschlossen; du hast das Beste zu erbitten vergessen: die Seligkeit!“ 


Auf diesen Bescheid wandte sich Peter, und gedachte sein Heil in der Hölle zu versuchen, und wanderte wieder abwärts, fand auch bald den rechten, breiten und vielbegangenen Weg. Wie 68aber der Teufel erfuhr, daß der Schmied von Jüterbogk im Anzuge sei, schlug er das Höllentor ihm vor der Nase zu und setzte die Hölle gegen ihn in Verteidigungsstand. 


Hänsel und Gretel.


Am Morgen geschah nun, was die Eltern vorher besprochen. Die Mutter reichte jedem Kind ein Stück Brot und sagte: „Das ist für heute alles; haltet’s zu Rate.“ Gretel trug das Brot, Hänsel trug heimlich seine Steinchen, der Vater hatte seine Holzaxt im Arm, die Mutter schloß das Haus zu und folgte mit einem Wasserkruge nach. Hänsel machte sich hinter die Mutter, so daß er der letzte war auf dem Wege, guckte oft zurück nach dem Häuschen, und wie er es nicht sah, ließ er gleich ein weißes Steinchen fallen, und nach ein paar Schritten wieder eins, und so immer fort.



Und wirklich ging bald darauf der Mond in voller Pracht auf und leuchtete den Kindern auf den Heimweg und beglänzte die silberweißen Kieselsteine. 

 Mit einem Male sahen sie ein kleines Häuschen, auf dessen Dach das Vöglein flog; es pickte darauf, und wie die Kinder ganz nahe daran waren, konnten sie sich nicht genug freuen und wundern, denn das Häuschen bestand aus Brot, davon waren die Wände, das Dach war mit Eierkuchen gedeckt, und die Fenster waren von durchsichtigen Kandiszuckertafeln. Das war den Kindern recht, sie aßen vom Häusleindach und von einer zerbrochenen Fensterscheibe.Da ließ sich plötzlich drinnen eine Stimme vernehmen, die rief:

„Knusper, knusper, kneischen!
Wer knuspert mir am Häuschen?“



Und als nun vollends erst die kostbaren Perlen und Edelsteine zum Vorschein kamen, welche die Kinder mitbrachten, da war Freude in allen Ecken und alle Not und Sorge hatte fortan ein Ende.


Das Rotkäppchen.

 Da sprach eines Morgens die Mutter zum Rotkäppchen: 91„Liebes Rotkäppchen, Großmutter ist schwach und krank geworden und kann nicht zu uns kommen. Ich habe Kuchen gebacken, geh und bringe Großmutter von dem Kuchen und auch eine Flasche Wein, und grüße sie recht schön von mir, und sei recht vorsichtig, daß du nicht fällst und etwa die Flasche zerbrichst, sonst hätte die kranke Großmutter nichts. Laufe nicht im Walde herum, bleibe hübsch auf dem Wege und bleibe auch nicht zu lange aus.“


Und damit eilte der Wolf von dannen, und spornstreichs nach dem Hause der Großmutter, während das Rotkäppchen sich schöne Waldblumen zum Strauße pflückte und die vermeintlichen Heilkräuter sammelte.

Wie das Rotkäppchen nun an das Bett trat, da lag die alte Großmutter, hatte eine große Schlafhaube auf und war nur wenig von ihr zu sehen, und das wenige sah gar schrecklich aus. 


Der alte Zauberer und seine Kinder.


Da sprach der Knabe wiederum einen Zauberspruch, den er aus dem Buche gelernt, und da ward aus ihm eine Kapelle am Weg, und aus dem Mägdlein ein schönes Altarbild in der Kapelle.


Als der böse Zauberer herankam, sah er wohl, daß er zum drittenmal geäfft war, besann sich aber diesmal nicht lange, lief auch nicht erst wieder nach Hause, sondern sprach auch einen Spruch, den er aus dem Zauberbuche gelernt hatte; da ward er in einen schwarzen Hahn verwandelt, der schnell auf das Gerstenkorn zulief, um es 123aufzupicken; aber der Knabe sprach noch einmal einen Zauberspruch, den er aus dem Buche gelernt, da wurde er schnell ein Fuchs, packte den schwarzen Hahn, ehe er noch das Gerstenkorn aufgepickt hatte, und biß ihm den Kopf ab, da hatte der Zauberer, wie dies Märlein, gleich ein Ende.



Die Goldmaria und die Pechmaria.


 Als sie Hunger fühlte, setzte sie sich ins Gras nieder, zog ihren Aschenkuchen hervor und trank aus ihrem Krüglein, und viele Vöglein flatterten herbei, pickten an ihrem Kuchen, und sie goß Wasser in ihre Hand und ließ die munteren Vöglein trinken. Und da verwandelte sich unvermerkt ihr Aschenkuchen in eine Torte, ihr Wasser in köstlichen Wein.

Als nun Maria voll Wut ob ihres häßlichen Ansehens nach Hause kam, krähte der Gluckhahn ihr entgegen: Kikiriki, da kommt die Pechmarie! Kikiriki! Und ihre Mutter wandte sich voll Abscheu von ihr und konnte nun ihre häßliche Tochter nicht vor den Leuten sehen lassen, die hart gestraft blieb, darum, daß sie so auf Gold erpicht gewesen.

Gevatter Tod.

 Hierauf begegnete dem Kindesvater 125abermals ein Mann, der war spindeldürr wie eine Hopfenstange, so dürr, daß er klapperte; der fragte auch: „Wen suchst du?“ und bot sich zum Paten des Kindes an. „Wer bist du?“ fragte Klaus. „Ich bin der Tod!“ sprach jener mit ganz heiserer Stimme. 

Als der Arzt in das Gemach des Königs kam, sah er zwei Gestalten an dessen Lager stehen, zu Häupten die schöne weinende Königstochter, und zu Füßen den kalten Tod. Und die Königstochter flehte ihn so rührend an, den geliebten Vater zu retten, aber die Gestalt des finstern Paten wich und wankte nicht.



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