Mittwoch, 15. September 2021

Věnceslav Černý: Bilder zu Karl Mays Geschichten um den Alten Dessauer

Die Geschichten um den Alten  Dessauer stammen aus der früheren Schaffenszeit Karl Mays. Sie erschienen in den Jahren 1875 bis 1884 in verschiedenen Zeitschriften. 1921 publizierte der Karl-May-Verlag, Radebeul bei Dresden einen Band mit sieben dieser Humoresken unter dem Titel Der alte Dessauer.

Das Deckelbild stammt von Carl Lindeberg


 

 Die tschechische Ausgabe mit den Illustrationen von Věnceslav Černý erschien im Verlag

Vojtěch Šeba, Prag, 1922.


Die drei Feldmarschalls


 
Der Lieutenant flog zur Seite; draußen ertönten einige rasche Fragen, dann laute Rufe; der Officier raffte sich empor und sprang hinaus. Er kam grad’ noch zur rechten Zeit, um Einen der Seinen vom Pferde zu ziehen, dieses selbst zu besteigen und dem kühnen Flüchtlinge nachzusprengen, der ventre à terre auf dem Rappen dahinjagte, ohne sich mit einem Blicke nach seinen Verfolgern umzusehen.
 
 

 Der Pflaumendieb

 

Er vollendete vor Erstaunen seine Rede nicht. Der erste Hieb war durch eine blitzschnelle Bewegung des Jünglings parirt worden, und bei dem zweiten begegnete der Stock des Letzteren demjenigen Leopolds mit solcher Kraft, daß dieser dem Fürsten aus der Hand und weit fort über die Straße flog.„Donnerwetter,“ schnaubte der Entwaffnete, „da fliegt der Knüttel zum Teufel; fahre Er mit, Er Lumpazi Hallunki Vagabundus!“

 Er faßte den Gegner, der sofort den Stock fallen ließ, bei den Schultern und versuchte, ihn niederzuringen, brachte es aber nicht zu Stande. Mit ausgespreizten Beinen stand der Jüngling lächelnden Angesichtes wie eine Mauer da, ohne sich zu wehren, ohne jegliche Bewegung. Leopold wandte seine ganze Kraft auf, ihn aus dem Gleichgewichte zu heben, vergebens; er fluchte und tobte; sein Grimm wuchs mit jeder neuen nutzlosen Anstrengung, bis er völlig vor Wuth schäumte.

 

 Der Scherenschleifer

1. Der Krautpopel


„Halt ihn auf, halt ihn auf!“ brüllte der Fürst. „Her, schnell her mit den Pferden, Klas.“

„Gleich!“ rief dieser. Im Nu saß er auf dem einen Thiere und im nächsten Augenblicke der Lieutenant auf dem andern.

„Gute Verrichtung, meine Herren!“ rief der letztere. „Seid so gut und vergeßt den Lieutenant Seeström nicht.“ „Und auch seinen Feldwebel Klas Baldauf nicht!“ rief der Hausknecht.

Im Galoppe, so daß die Ackererde hinter den Hufen der Pferde aufflog, ging es über Stock und Stein, durch Dick und Dünn davon.

 

2. In der Patsche



Der Schleifer blickte sich um, machte einen Sprung zwischen den Offizieren hindurch und wollte entfliehen. Da riß Leopold sein Pferd in die Höhe, setzte ihm nach und ritt ihn einfach über den Haufen.

 

 Fürst und Leiermann

 
 
 
Dann riß er das falsche Bein herunter und schwang es hoch in die Luft empor.

„Gebt Raum ihr Canaillen, sonst schlage ich Euch das Spazierholz um die Köpfe, daß Euch die Beulen wie die Bomben platzen!“

„Er hat einen falschen Fuß, der Betrüger!“ johlte es ihm entgegen. „Der Kerl ist kerngesund. Haut ihn durch, haut ihn durch!“

 

Ein Fürst-Marschall als Bäcker 

Beim "Alten"


„Zurück!“ rief der Lieutenant und trat bei Seite, indem er nun auch die Rechte an den Griff seines Säbels legte.

„Kerl, Hund, Du wagst es, die Hand an die Waffe zu legen! Hundsfötter, da nimm!“

Der Stock sauste nieder.

 

Incognito's

Der "fürstliche Bäcker" nahm sich den Verwalter vor.

 

Ein guter Fang

 
 
In langsamem Schritte fuhr der Wagen mit dem gefangenen Fürsten, dem Pflasterhändler, dem Polizisten und den fünf handfesten Transporteurs auf der holprigen Straße durch den Wald. Man war bereits eine halbe Stunde gefahren, als der Händler den Finger in den Mund steckte und einen lauten, schrillen Pfiff ausstieß. Der Schmiedegeselle, der die Zügel führte, hielt unwillkürlich an und wandte sich um.
 

Pandur und Grenadier

Eime heitere Episode aus ernster Zeit



Da Agnes eilte, so kam sie ihm immer näher. Im Vorübergehen wollte sie ihn grüßen, und auch er wandte sich zu ihr, da er ihre nahenden Schritte vernommen hatte. Beider Blicke fielen auf einander, und Beide blieben sogleich in höchster Ueberraschung stehen.

„Agnes!“ rief er.

„Wilhelm!“ rief sie, und zwar unter einem freudigen Leuchten ihrer großen, schönen Augen. „Herr Gott, wie kommst Du nach Studenetz?“

 

(Original nicht erhalten)
 

Er flog über eine Wiese und dann über frisch besäete Felder. Nun hörte er auch Hufschlag hinter sich, und bald war er von Reitern umgeben.

„Da vorn flieht er!“ rief er ihnen zu.

„Wer?“

„Der Trenck!“

„Und wer ist denn Er?“

„Alle Wetter, Rittmeister, nehme Er mich gefangen, aber lasse Er Seine Schwadron deployiren. Da vorn flieht der Trenck; er darf uns nicht entgehen!“

 

Deckelbild der tschechischen Ausgabe
 

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