Freitag, 4. September 2020

Josef Ulrich: Bilder zu Karl Mays Winnetou, 3. Band

Die Illustrationen von Josef Ulrich zu Karl Mays Winnetou , Band 3, erschienen 1902 im tschechischen Verlag Josef Richard Vilimek, Prag.



An der grossen Westbahn


Ich hatte meine Stellung so verändert, dass er mich sehen konnte. Auch seine Stute hob den Kopf, legte die Ohren steif nach vorne, als wollte sie meinen Anruf wie einen Ball auffangen, und wedelte dabei emsig mit dem kurzen nackten Schwanzstumpfe.
"Hallo Master", antwortete er, "nehmt ein andermal Eure Stimme in acht, und brüllt ein wenig leiser; auf dieser alten Wiese hier weiss man niemals richtig, ob es nicht vielleicht hier oder da Ohren gibt, die nichts zu hören brauchen! Komm, Tony!"

Er nahm das Gewehr empor und zielte kurz; in den nächsten Augenblicken blitzte es zweimal auf, ohne dass die Stute zuckte - die beiden Indaner waren durch die Köpfe getroffen.
(Original nicht erhalten.)

Unter abgebrochenen Zweigen lag ein Mensch; das fühlte ich sofort, aber er war nicht lebend. Ich hob die Zweige empor und erblickte ein von den Todeszuckungen grässlich entstelltes Gesicht mit blutigem Schädel.

Ich brannte meine Fackel an und lief, sie um den Kopf wirbelnd, dem Zuge entgegen. Der Maschinist erkannte natürlich, dass ich ihm ein Zeichen zum Halten geben wollte; er stoppte; drei schrille Piffe erschallten kurz hintereinander; die Bremsen legten sich kreischend an die Räder;...

Dann brannten wir das hinter den Tieren befindliche Gestrüpp an und stiegen auf. Die Flamme leckte bloss erst einige Zoll hoch empor und konnte von den Indsmen noch gar nicht gesehen werden.

"Old Shatterhand! Stirb, du Kröte der Bleichgesichter!" Er riss das Messer hervor; ein Sprung brachte ihn an die Seite meines Pferdes. Er holte zum Stosse aus, wurde aber von meinem Schlachtbeile so getroffen, dass er niederstürzte.

"Hund!" rief es da neben mir, und eine Gestalt mit dem Messer in der Hand versuchte es, sich zu mir emporzuschwingen. Es awr der Weisse. Ein kräftiger Fusstritt vor seine Brust warf ihn hinab.

Ich schwang mich auf, und bald befanden wir uns im dicksten Haufen der Fliehenden. Es war dies kein so gefährliches Unternehmen, als es vielleicht scheinen könnte; die Indsmen waren von einem wahrhaft panischen Schrecken ergriffen worden...

"Diamanten? 's death, ist's wahr? Zeigt her! Ich habe in meinem ganzen Leben zum Beispiel noch niemals das Glück gehabt, so ein teures Stückchen Erdreich zwischen meinen Fingern zu haben."

Die Stakemen


Ich trat zu ihm, und obgleich das Tier wütend nach mir biss, schonte ich doch jetzt noch sein Leben, fasste es beim Genick und schleppte es bis zu Sans-ear hin.

Die beiden Pferde standen erst ruhig und liessen die stürzende Flut mit freudigem Schnauben über sich ergehen; dann aber begannen sie allerlei Kapriolen zu machen, und bald konnten wir bemerken, dass ihre Kräfte vollständig zurückgekehrt waren. Wir selbst empfanden ein ganz ausserordentliches Wohlbehagen, hielten unsere Decken auf, um das kostbare Nass zu sammeln, und füllten, was wir nicht tranken, in unsere Schläuche.

Unter den Comanchen


An der Stelle angekommen, stieg ich ab und trat unter die Bäume. Dort stand der Apache, und zu seinen Füssen lag ein junger Mensch, gebunden mit seinem eigenen Gürtel. Er hielt die Auigen in unendlicher Angst auf Winnetou gerichtet und stöhnte leise.

Vielleicht noch acht Schritte von mir entfernt, richtete er sich auf  den Hinterfüssen empor und riss den Rachen auf. Er oder ich - einer musste sterben. Ich zielte auf das Auge und drückte ab, hielt in demselben Augenblick auf das Herz und gab den zweiten Schuss.

Sie waren im ersten Augenblick vollständig überrascht, besannen sich aber schnell und wollten ihre Waffen ergreifen. Ich steckte ihnen den Revolver entgegen.

Jetzt hörte ich, dass der Laut von oben kam, und schaute empor. "Pst, Massa!"

Eine Gruppe von vier Häuptlingen kam wirklich ventre à terre grad auf uns zu und setzte über uns hinweg. Bob fiel hintenüber zur Erde, ich aber blieb ruhig sitzen und regte den Kopf kein Haar breit nach rechts oder links.

...als der Eingang geöffnet wurde und eine uralte Indianerin eintrat, um ein dickes Gebund Reisholz von ihrem Rücken auf den Boden zu werfen. Sie verschwand wieder und kam nach einiger Zeit mit einem grossen, aber halb zerbrochenen  irdenen Topf zurück, in welchem sich Wasser und  etwas Anderes zu befinden schien. Jetzt schürte ssie ein Feuer an und setzte den Topf mitten in die Glut.

...sondern das alte geladene Doppelgewehr, welches neben To-kei-chun lag, richtete den Lauf desselben kerzengerade empor und drückte ab.

In Californien


"Uff! Wo?"
"Hier!" Ich deutete nach rechts und links. "Dort steht Winnetou mit Sans-ear, dem Indianertöter, und hier der Weisse mit dem schwarzen Manne!"

Jetzt trat ich etwas näher an die Stühle heran und machte meine tiefste und respektvollste Verbeugung.

Ich verbeugte mich sehr tief und sehr devot. Sie schien das nicht zu bemerken, sondern hielt ihr Auge starr auf einen Punkt des Plafond gerichtet, an welchem ich nicht das Mindeste entdecken konnte.

"Massa, oh ah, Bob sterben! Bob haben getrunken Gift!"
"Gift? Es ist ja englisches Ale!"

"Well, Bernard; sucht einmal hier nach! Ich werde diesen Mann einstweilen festhalten."
Ich hielt Buller an beiden Armen fest. Er suchte sich loszureissen, es gelang ihm aber nicht.

Das war nun kein Kampf, sondern eine Lust. Kaum blitzten unsere Schlachtbeile, und kaum hatten zwei oder drei ihren flachen Schädelhieb weg, so stob die ganze Schar zur Tür hinaus.

Der Lasso sauste; mein Pferd warf sich herum und galoppierte rückwärts; ich fühlte einen starke Ruck, doch lange nicht so stark wie damals bei der Büffelkuh des ehrenwerten Don Fernando de Venango e Colonna de Molynares de Gajalpa y Rostredo, und blickte um mich.

Die Railtroublers


Sein Anblick bot eigentlich etwas so Komisches, dass ein oberflächlicher Beobachter gewisslich Mühe hatte, ein belustigtes Lächeln zu verbeissen ich aber waran derartige Erscheinungen gewöhnt, um meinen vollen Ernst bewahren zu können.

Ich langte nach der Schnur und setzte langsam und sehr bedächtig meinen Klemmer auf die Nase. Sofort der Dicke in ein lates Gelächter aus.
"Hahahaha; eine Brille! Dieser deutsche Buchmacher kommt in diese alte Savanne, um mit dem Zwicker auf der Nase zu jagen! Hahahaha!"

Kaum jedoch stand ich da, so blitzte die Büchse des Indianers auf, und seine Kugel schlug in den Stamm der Buche - nur den zehnten Teil eines Augenblickes früher, so hätte sie mich durchbohrt.

Helldorf-Settlement


Ich nahm den Hut herunter und betete, wurde aber von dem Indianer unterbrochen.
"Ti ti - was ist das?" fraagre er.

Die Männer konnten noch alle Lieder, welche sie in der Heimat und später in Chicago gesungen  hatten. Als echte Deutsche liebten sie den Gesang und hatten sich ganz leidlich zu einem Doppelquartette zusammengeübt. Selbst der alte Hillmann sang einen erträglichen Bass, und so kam es, dass die Pausen des Gespräches mit deutschen Volksliedern und Quartetten ausgefüllt wurden.

Am Hancockberg


  "Redet!" sagte er mit einem sehnsüchtigen Blicke nach der Türe.
           "Der Colonel ist einer Schar von Railtroublers nach?"        
   "Ja."
                                                                 "Wieviele Leute hat er mit?"
       "Müsst Ihr das wissen?"

Er erhob seine silberbeschlagene Büchse, und bei ihrem Blitze leuchtete es rund um den ganzen Kamp auf. Es waren in einem einzigen Augenblick über zweihundert Schüsse gefallen.

 

"Mein Bruder Schar-lih kommt, um nach seinem Freunde zu sehen. Er tut recht daran, denn bald wird er ihn nicht mehr sehen." Ich legte ihm die Hand auf die Schulter und antwortete: "Lagern Schatten auf dem Gemüte meines Bruders Winnetou. Er mag sie verjagen."

 

Ich brachte mein Ohr ganz nahe an seinen Mund, und mit der letzten Anstrengung der schwindenden Kräfte flüdterte er: "Schar-lih, ich glaube an den Heiland. Winnetou ist ein Christ. Lebe wohl!"

 

Das Testament des Apachen


Ich arbeitete mit fieberhafter Geschwindigkeit, denn jeder Augenblick konnte die drei zurückbringen.


"Good day, Mr. Shatterhand Ihr versucht Euch wohl im Buchstabieren?"...Ich fuhr mit einem Ruck empor, denn der Mann war kein Anderer als ---Santer!

Im ersten Augenblick war ich entschlossen, mich zu verteidigen, und zog die Revolver; aber als ich mich von sechzig Kriegern eingeschlossen sah, steckte ich sie wieder in den Gürtel.


Er streckte die Hand nach der Tasche aus, in welche ich den letzten Willen Winnetous gesteckt hatte. "Zurück!" herrschte ich ihn an,

Er sank ermattet zurück und schloss die Augen wieder. Niemand wagte es, die Stille zu unterbrechen; selbst Pida, sein Sohn, schwieg. Erst nach einer längeren Weile öffnete er die Lider wieder und fragte: "Wie ist diese stinkende Kröte in eure Hände gefallen? Ich will es wissen."


Sie hatte ein Messer in der Hand, mit welchem sie die Stücke aufspiesste und mir in den Mund schob.


Mein Schwarzschimmel war es, der in der Nähe geweidet hatte, ohne sich den andern Pferden beizugesellen, und, nachdem er mich liebkosend beschnaubt hatte, sich neben mir hinlegte.


Sie gab sich Mühe, raffte sich zusammen, richtete sich mit meiner Hilfe sitzend auf, legte die Hände auf den schmerzenden Kopf und sagte. "Ich war allein; er kam herein und verlangte die Medizin; ich gab sie ihm nicht, da schlug er mich."


Sie zog, ehe ich es hindern konnte, meine Hand an ihre Lippen und huschte fort.


Er zerriss die Blätter und warf die Fetzen in die Luft, die langsam und weiss niederwirbelten.


Herrgott, der Felsen wankte hin und her; es tat einen schweren, dumpfen Knall; aus der Höhle drang Rauch, und wie von einer unsichtbaren Gigantenfaust gestossen, neigte sich von der Höhle an aufwärts der Fels langsam tiefer und immer tiefer, mit Santer oben auf der Platte, welcher die Arme in die Luft warf und um Hilfe brüllte...


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