Donnerstag, 25. Mai 2017

Hauffs Märchen illustriert von Willy Planck, 1. Teil










Die Karawane 
 Er ritt ein schönes arabisches Pferd, mit einer Tigerdecke behängt, an dem hochroten Riemenwerk hingen silberne Glöckchen, und auf dem Kopf des Pferdes wehte ein schöner Reiherbusch.

Die Geschichte vom Kalif Storch
 ...sah der Kalif eine kleine Schublade und fragte, ob da auch noch Waren seien.Der Krämer zog die Schublade heraus und zeigte darin eine Dose mit schwärzlichem Pulver und ein Papier mit sonderbarer Schrift, die weder der Kalif noch Mansor lesen konnte.

 "Ich wette meinen Bart, gnädigster Herr," sagte der Grosswesir, "diese zwei Langfüssler führen jetzt ein schönes Gespräch miteinander.  Wir wäre es, wenn wir Störche würden?"

 Frontispiz
 Aber ungefähr am vierten Tag nach ihrer Verzauberung sassen sie auf dem Palast des Kalifen, da sahen sie unten in der Strasse einen prächtigen Aufzug. Trommeln und Pfeifen ertönten, ein Mann in einem goldgestickten Scharlachmantel sass auf einem geschmückten Pferd, umgeben von glänzenden Dienern.


 Er stiess mit dem Schnabel die Türe auf, blieb aber überrascht auf der Schwelle stehen. In dem verfallenen Gemach, das nur durch ein kleines Gitterfenster spärlich erleuchtet war, sah er eine grosse Nachteule am Boden sitzen. Dicke Tränen rollten ihr aus den grossen runden Augen, und mit heiserer stiess sie ihre Klagen aus dem krummen Schnabel heraus.


Wer beschreibt aber ihr Erstaunen, als sie sich umsahen? Eine schöne Dame, herrlich geschmückt, stand vor ihnen.

Dem Sohn aber, welcher nichts von den Künsten des Vaters verstand, liess der Kalif die Wahl, ob er sterben oder schnupfen wolle. Als er das letztere wählte, bot ihm der Grosswesir die Dose. Eine tüchtige Prise, und das Zauberwort des Kalifen verwandelte ihn in einen Storchen.


Die Geschichte von dem Gespensterschiff

Auf einmal schwebte ein Schiff, das wir vorher nicht gesehen hatten, dicht an dem unsrigen vorbei. Wildes Jauchzen und Geschrei erschall von dem Verdeck herauf, worüber ich mich, zu dieser angstvollen Stunde vor einem Sturm, nicht wenig wunderte.


...als ich aufwachte, befand ich mich in den Armen meines alten treuen Dieners, der sich auf das umgeschlagene Boot gerettet und mich nachgezogen hatte. Der Sturm hatte sich gelegt. Von unserem Schiff war nichts mehr zu sehen, wohl aber entdeckten wir nicht weit von uns ein anderes  Schiff, auf das die Wellen uns hintrieben.

Welches Schauspiel stellte sich meinem Auge dar, als ich das Verdeck betrat! Der Boden war mit Blut gerötet, zwanzig bis dreissig Leichname in türkischer Kleidern lagen auf dem Boden, am mittleren Mastbaum stand ein Mann, reich gekleidet, den Säbel in der Hand, aber das Gesicht war blass und verzerrt, durch die Stirne ging ein grosser Nagel, der ihn an den Mastbaum heftete, auch er war tot.

 In dem Hause kam mir ein altes Männlein mit grauem Bart und langer Nase entgegen und fragte nach meinem Begehr.

"Wer hat mich hirher geführt?" sprach er, nachdem er sich ein wenig erholt zu haben schien. Muley zeigte auf mich, und ich trat zu ihm. "Dank dir, unbekannter Fremdling, du hast mich von langen Qualen errettet. Seit fünfzig Jahren schifft mein Leib durch diese Wogen, und mein Geist war verdammt, jede Nacht in ihn zurückzukehren. Aber jetzt hat mein Haupt die Erde berührt, und ich kann versöhnt zu meinen Vätern gehen."

Die Geschichte von dem kleinen Muck


Der kleine Muck war schon ein alter Geselle, als ich ihn kannte, doch war er nur drei bis vier Schuh hoch; dabei hatter er eine sonderbare Gestalt,  denn sein Leib, so klein und zierlich er war, musste einen Kopf tragen, viel grösser und dicker als der Kopf anderer Leute....Wir Knaben liefen hinter ihm her und schrien immer: "Kleiner Muck, kleiner Muck!"

Er schaute gerade auch wieder recht sehnsüchtig an einem grossen schönen Haus hinauf, da öffnete sich ein Fenster, eine alte Frau schaute heraus und rief mit singender Stimme:
"Herbei, herbei!
Gekocht ist der Brei,
Den Tisch liess ich decken;
Drum lasst es euch schmecken;
Ihr Nachbarn herbei,
Gekocht ist der Brei."

                                                                                              
   ...die Pantoffeln ruderten hinauf  in die Lüfte, und ehe sich der kleine Mucknoch besinnen konnte, befand er sich schon auf einem grossen Marktplatz...

 Dieser trat nun heraus, stellte sich neben den Kleinen und beide harrten auf das Zeichen.

Sie veranstalteten daher daher manche Verschwörung gegen ihn, um ihn zu stürzen...

 Als nun in der Nacht, die auf diesen Unglückstag folgte, der kleine Muck, da er durch seine Freigebigkeit seine Kasse sehr erschöpft sah, den Spaten nahm und in den Schlossgarten schlich, um dort von seinem geheimen Schatze neuen Vorrat zu holen, folgten ihm von weitem die Wachen, von dem Küchenmeister Ahuli und Archaz, dem Schatzmeister, angeführt, und in dem Augenblick, da er das Gold in sein Mäntelchen legen wollte, fielen sie über ihn her,....

Der König schlüpfte selbst in die Pantoffeln, um die Probe zuz machen, undjagte wie unsinnig im Garten umher; oft wollte er anhalten, aber er wusste nicht, wie man die Pantoffeln zum Stehen brachte, und der kleine Muck, der diese kleine Rache sich nicht versagen konnte, liess ihn laufen, bis er ohnmächtig niederfiel.

Aber wie gross war sein Schrecken, als ihm das Wasser seinen Kopf mit zwei gewaltigen Ohren und einer langen dicken Nase geschmückt zeigte!

"Treuloser König", sprach er, "der du treue Dienste mit Undank lohnst, nimm als wohlverdiente Strafe die Missgestalt, die du trägst. Die Ohren lass ich dir zurück, damit sie dich täglich erinnern an den kleinen Muck."



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