Samstag, 5. Dezember 2015

Gustav Meyrink: DER GOLEM mit Illustrationen von Hugo Steiner-Prag

Gustav Meyrink wurde 1868 in Wien geboren. Nach einem kurzen Intermezzo als Bankier in Prag, an dessen Ende man ihn fälschlicherweise des Betrugs bezichtigte, zog er 1905 nach München, um sich der Schriftstellerei zu widmen. Weltberühmt wurde er 1915 mit seinem Roman Der Golem. Meyrink starb im Dezember 1932 in Starnberg.

Gustav Meyrink

Der Roman Der Golem erschien1913 und 1914 erstmals als Fortsetzungsreihe in den Weißen Blättern und 1915 in Buchform.


Ausgabe 1915


Hugo Steiner-Prag (geboren 1880 in Prag; gestorben 1945 in New York) war ein böhmisch-deutscher Illustrator, Bühnenbildner und Pädagoge. Eigentlich war sein Name nur Hugo Steiner, doch er fügte ab 1902 seinen Geburtsort Prag hinzu.

Der Sohn eines Buchhändlers besuchte ab 1898 die Kunstakademie Prag und von 1901 bis 1903 die Kunstakademie München, wo er Schüler von Peter Halm und Franz von Stuck war. Im Jahr 1905 konvertierte er vom Judentum zum Katholizismus und nahm 1907 die deutsche Staatsbürgerschaft an. Bekannt wurde Hugo Steiner-Prag durch seine Illustrationen zu Lenaus Gedichten, Andersens Märchen und Hoffmanns Die Elixiere des Teufels. 1915 illustrierte er Gustav Meyrinks Roman Der Golem.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verlor er seine Professur und kehrte nach Prag zurück. Dort gründete er mit Unterstützung der tschechischen Regierung die staatliche Officina Pragensis, eine Lehrstätte für Nachwuchstalente, gestaltete Bühnenbilder und bereiste Böhmen und die Karpaten. Nach dem deutschen Einmarsch emigrierte er 1939 nach Schweden und schließlich 1941 in die USA. 1942 ließ er sich in New York nieder. Er unterrichtete an der Universität, wurde Mitglied des American Institute of Graphic Arts, illustrierte Bücher und entwarf Signets. (Wikipedia)



1931
Meyrinks Golem erreichte hohe Auflagen in verschiedenen Verlagen. Etwas überrschend ist aber, dass in den verschiedenen Ausgaben nicht immer die gleichen acht Illustrationen zu finden sind. In der Carl-Schünemann- Ausgabe schrieb Steiner-Prag: In jenem Jahr 1916 erschienen dann meine 25 Steinzeichnungen zu Ihrem "Golem", von denen einige in verkleinerten Nachbildung in dieser neuen Ausgabe enthalten sind.

Wir zeigen zuerst die acht Bilder der Ausgabe 1915.

Frontispiz
Der Golem (The Golem)

 Die Erscheinung des Golem
The appearance of the Golem
Immer wieder begibt es sich nämlich, dass ein vollkommen fremder Mensch, bartlos, von gelber Gesichtsfarbe und mongolischem Typus aus der Richtung der Altschulgasse her, in altmodische, verschossene Kleider gehüllt, gleichmässigen und eigentümlich stolpernden Ganges, so, als wolle er er jeden Augenblick vornüber fallen, durch die Judenstadt schreitet und plötzlich - unsichtbar wird.

 Das Buch Ibbur
The book of Ibbur
Da öffnete sich die Tür, und er trat ein....er griff in die Tasche und nahm ein Buch heraus....endlich hatte er die Stelle gefunden, die er suchte, und deutete darauf. Das Kapitel hiess "Ibbur", die Seelenschwängerung, entzifferte ich.

Aaron Wassertrum

Sein starres, grässliches Gesicht mit den runden Fischaugen und der klaffenden Oberlippe, die von einer Hasenscharte gespalten ist...An den Mauerrändern seines Gewölbes hängen unverändert Tag für Tag jahraus jahrein dieselben toten wertlosen Dinge...

Der Student Charousek
The student Charousek


Beim Loisitschek
At the Café
"Ja, ja, heinte ist der ganze verehrliche Hochadel des Landes bei mir versammelt", beantwortete er triumphierend  Vrieslanders erstaunte Miene, als im Hintergrund auf einer Art Estrade, die durch Geländer und eine zweistufige Treppe vom vorderen Teil der Schenke getrennt war, ein paar vornehme junge Herren in Abendtoilette sichtbar wurden.

Schemajah Hillel
Ich blickte auf und sah, dass mit einem Male viele Gestalten im Zimmer waren und uns im Kreis umstanden: Einige in weissen Sterbegewändern, wie sie die alten Rabbinen  trugen, andere mit dreieckigem Hut und Silberschnallen an den Schuhen....

Der Weg ins Grauen
The way to horror
Dann sah ich: Schmale steile Stufen liefen hinab in tiefe Finsternis. Ich stieg hinunter. Eine Zeitlang tastete ich mich mit den Händen die Mauern entlang, aber es wollte kein Ende nehmen...

***

Bilder aus späteren Auflagen, die nicht in der ersten Auflage enthalten sind:





 Die Hahnpassgasse
The cock's walk passage

 Wir traten hinaus auf die Gasse, und ich sah, wie Prokop sich bückte und die Marionette suchte. "Freut mich, dass du den dummen Kopf nicht finden kannst", brummte Vrieslander. Er hatte sich and die Mauer gestellt und sein Gesicht leuchtete grell auf und erlosch wieder in kurzen Intervallen - wie er das Feuer eines Streichholzes zischend in seine kurze Pfeife sog.

 Rosina 
"Ja! Die rothaarige Rosina, das ist auch so ein Gesicht, das man nicht loswerden kann und aus den Winkeln und Ecken immer wieder auftauchen sieht...

Das Ende des Ghetto
The end of the Ghetto

Mord

Am Grab des Meisters
At the master's grave

Im Dom (In the cathedral)
Das Rauschen eines seidenen Kleides war auf mich zugekommen, und eine zarte, schmale Damenhand hatte meinen Arm berührt

Mord (Murder)


Ein namenloses Ich nimmt in einem Schwebezustand zwischen Schlaf, Traum und Bewusstsein die Identität des Gemmenschneiders Athanasius Pernath an, der vor dreiunddreißig Jahren im Prager Judenghetto lebte, und durchlebt sein Leben. Die Welt, in die er dort tritt, ist eine mythisch-magische, die primär von der jüdischen Kabbala geprägt ist. Pernaths Ziel ist es, nach und nach Zugang zu einer verdrängten Bewusstseinsebene zu erhalten und mehr über die Vorgänge im Ghetto zu erfahren, wo ein Skandal um Medizinbetrug das Zusammenleben überschattet und Rachepläne die Bevölkerung in Schrecken versetzt. Hilfe findet er beim Archivar Hillel und seiner Tochter Miriam. Pernath wird schließlich ein Mord angehängt und er sitzt für mehrere Monate in Untersuchungshaft, kommt jedoch durch die Mühen seiner Vertrauten frei, die seine Unschuld beweisen. Als er ins Ghetto zurückkehren will, wird es aufgrund von Sanierungsvorhaben abgerissen, Hillel und Miriam sind verschwunden. Als das Ich aufwacht bzw. wieder zu sich kommt und Pernaths Körper verlässt, begibt er sich auf die Suche nach seinem Alter-Ich, das er schlussendlich auch findet. Es ist der Roman einer Identitätssuche.
Und an dieser Strelle möchte ich ergänzen: Der Roman ist ist durchsetzt mit Vorstellungen, die unter den Begriff der Ausserkörperlichkeit fallen; z.B.... trotz eines furchtbaren Grauens, das sich ihrer damals bemächtigt, habe sie doch keine Sekunde die Gewissheit verlassen, dass jener andere nur ein Stück ihres eignen Innern sein konnte....

Die Bilder aus der Serie der Steinzeichnungen, die nicht in den Golem-Buchausgaben enthalten sind:



Im Ghetto (In the Ghetto)

Die Alchimistengasse

Laster (Vice)

Angst (Fear)

Der Gehetzte (The pursued one)
Auf den Lärm hin mussten wahrscheinlich viele Leute aus ihren Höhlen gestürzt sein, denn es brach ein unbeschreibliches Gezeter hinter mir los. Ich drehte mich um und sah ein wimmelndes Heer totenblasser, entsetzen-verzerrter Gesichter sich mir nachwälzen.

Nachtgespenst (Night phantom)

Die Wachspuppe (The wax doll)
Was hatte zum Schluss noch der Student über den Trödler gesagt?  - Ich flüsterte mir seine Worte vor: Aaron Wassertrum sei jetzt allein mit seiner Gier und - - -seiner Wachspuppe.

Die Gezeichneten (The marked ones)



Die Befreiten (The Liberated)




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