Sonntag, 3. Mai 2015

Emil Zbinden: Holzschnitte zu Jeremias Gotthelfs Jakobs Wanderungen durch die Schweiz

Jeremias Gotthelf schrieb Jakobs Wanderungen durch die Schweiz sozusagen auf Bestellung. Anlass zu dessen Entstehung gab eine Bitte des Kirchenrates von Zwickau, und der Dichter schrieb die Erzählung für den Verlag des "Vereins zur Verbreitung guter und wohlfeiler Volksschriften". Im Mittelpunkt stehen daher nicht die bodenständigen Bauern seines geliebten Emmentals, sondern Jakob, ein deutscher Handwerksbursche, der mit Felleisen und Wanderstab durch die Schweiz zieht. Abgesehen von der politischen Ausrichtung der Erzählung, war letztere für Emil Zbinden eine gute Gelegenheit das Buch mit wundervollen Holzschnitten der Schweizerischen Landschaften zu versehen, nota bene eine Schweiz, die in dieser Form leider teilweise nicht mehr existiert. Das eine gewisse nostalgische Sehnsucht beim Betrachten der Bilder aufsteigt, lässt sich nicht vermeiden.


Jakob war guter Leute Kind, aber Vater und Mutter waren an der Cholera gestorben, als er wenige Jahre alt war, doch Gott und eine alte Grossmutter verliessen die Waise nicht.


In Basel fand er Arbeit, aber der Mut, die Schweizer zu lehren, wie man arbeiten müsse, war ihm vergangen.

...als er so mit unterstellten Armen auf der Rheinbrücke stand und bei sich dachte: "He, ihr Dunders Basler, wo seid ihr denn?", da ging der Ratsherr, sein alter Meister, vorüber, so eilig er konnte, und mit keinem Blick sah er den Jakob an, der so kühn stand zu Basel mitten auf der Rheinbrücke.

Jakob liess sich dies auch nicht zweimal sagen, und der Bruch mit dem Meister war fertig.

 Sie wanderten tüchtig angetrunken und flotten Mutes Rheinfelden zu, durch den alten hochberühmten Grund,...

Baden

Jakob fand Arbeit, diesmal bei einem kleineren Meister, der seine Gesellen speiste. Der Meister war ein Mann von einigen dreissig Jahren, ein Mussjö, kein Ratsherr, wäre es aber möglicherweise gerne gewesen...



Zürich


 Der Brandenburger stellte Jakob zurecht, so dass er so recht die Herrlichkeit der Welt sehen konnte vom Hügel herab,...

Jakob glaubte sich in Zürich der Hahn im Korbe. Oft, wenn er mit Kameraden durch die neuen, schönen Häuser schritt, redeten sie untereinander halb als wie im Scherz, in welchem der Häuser jeder am liebsten wohnen möchte, und wenn Jakob wachend träumte, so sah er sich in köstlichem Staate und stritt in sich  in Gedanken, ob er lieber Bürgermeister wäre oder ganz einfach nur sonst ein grosser Herr in schöner Kutsche.

... er traute niemand hier, und lange zu verweilen vermochte er nicht, die Böcke (Zürichergeld) und die Schillinge, welche ihm in der Tasche klimperten, machte gar geringen Lärm...Er fasste daher einen kühnen Entschluss, er kehrte so rasch als möglich der alten Zürich den Rücken, schüttelte die Faust und safgte: "Wart nur, wenn ich wiederkomm!"
Er wanderte also das stattliche Bernbiet, wo die grossen Düngerhaufen, die schönen Matten, die grossen Äcker die Wohlhabenheit der Bewohner bezeugen, herauf....An einem Ende desselben stand das grosse hölzerne Haus, daneben der übliche steinere Stock, rundum kleinere Gebäude, Speicher, Waggenschoppen usw. Grosse Holzstösse von schönem Buchenholz waren Zeugen, das auf dem gastlichen Herde das Feuer selten erlosch.


Am folgenden Morgen wanderte er Bern zu, schwerfällig und missmutig. Verflucht schlecht Bier sei hier, sagte er...sondern ärgerte sich bloss an den Bäumen, wo immer einer nach dem andern kam, und je mehr er hinter sich liess, desto länger schien ihm die Allee zu werden.


 






Es wurde ausgemacht, Jakob  solle morgen mit dem Dampfschiffe abgehen....Als ob er auf glühende Kohlen trete oder auf einer Hechel laufen müsse, gebärdete er sich, als er auf das Verdeck kam...


 
 Jakob erwacht aber nicht freudig. Am obern Ende des Saales war ein Bett, in demselben war es stille, ein Mensch lag darin auf dem Rücken, seine Augen standen offen; es war unser Jakob, aber seine besten Freunde hätten ihn kaum wiedererkannt, so hatte ihn wochenlange Krankheit gezimmert.


Jakob verlässt Genf. Jetzt hatte er also gar nichts mehr, als was er am Leibe hatte, fort war auch das Felleisen, und ohne Felleisen solle er ihr nicht wiederkommen, hatte die Grossmutter gesagt.


Eiskalt war er auch am dritten Tage aus schlechtem Bette aufgestanden, ...halb erfroren musste er in die kalte Welt hinaus und hatte dazu noch Frostbeulen an den Füssen, musste langsamer gehen, als nötig war, das Blut in raschem Umlauf zu setzen...silbern schimmerte der Schnee...




Jakob schlief über den Alten in einer Kammer, und wenn unten laut geredet ward, so hörte man es oben.

Er wanderte behaglich quer durch das Land dem Kanton Freiburg zu....







 Jakob fühlte die Liebe der Kinder gar warm im Herzen, er erkannte, dass Kinder eine hohe Gabe seien...

 Jakob hatte eigentlich aus dem Lauterbrunnentale wieder den gleichen Weg zurückkehren wollen, allein er stand davon ab, nachdem er den Staubbach gesehen,...

...die grosse, weisse Jungfrau und die goldene Sonne füllten sein Herz.

Dort sah er sich den Gletscher an, aber er war zaghaft geworden in der grossen Welt, dem tückischen Eise, der verborgenen Spalten traute er nicht,... 


 Im Haslitale schlägt Jakob Winterquartier auf, und wie es ihm da gefällt.


Obere Hälfte des Thunersees mit Blick gegen Interlaken





 Als er oben auf den Muristalden kam, lag die Stadt vor ihm, die aareumflossene. Klein ist sie unter den Städten dieser Zeit, und doch barg sie in sich, als sie noch kleiner war, eine gewaltige Kraft.
(Zu Gotthelfs Zeiten besass das Berner Münster noch keine Spitze. Diese wurde erst später aufgesetzt. Nach meiner Meinung ein stilistischer Fehler. E.W.)






Als er endlich sein Dörfchen wiedersah, sass er nieder und weinte...
Scharf sah sie (die Grossmutter) ihn an, seiner Rede gewärtig, plötzlich riss sie die Brille ab und rief: "Jakob, Jakob, bist's, oder bist's nicht?..."






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