Donnerstag, 29. Oktober 2020

Josef Ulrich: Bilder zu Karl Mays VON BAGDAD NACH STAMBUL

Die Illustrationen von Josef Ulrich erschienen in der tschechischen Ausgabe Bagdadu Do Stambulu des Verlages Josef Richard Villmek, Prag, ca. 1899. Leider sind einige Bilder an der rechten oberen Seite  angebrannt. Ich weiss nicht, ob das während der zwei Weltkriege geschah oder sonst ein Brand die Verkohlung verursachte. Einige konnte ich anhand der gedruckten Buchausgaben digital einigermassen restaurieren. Wir finden die gleichen Schäden für die Bilder der Bände In den Schluchten des Balkans und Durch das Land der Skipetaren (Ernst Wälti).

Unter Dieben

Zwischen den Bäumen und dem Busche kauerte eine menschliche Gestalt, welche unser Treiben am Lagerfeuer beobachtete.

Ich durfte nicht trauen; daher schob ich mich ganz leise an den Mann heran und fasste ihn dann rasch bei der Kehle. Er erschrak so sehr, dass er ganz steif wurde und sich gar nicht wehrte...

Ich hatte die Augen noch nicht geschlossen, so näherte sich mir jemand. Es war der Engländer, der seine beiden Decken neben mir niederlegte.

Ich mass die Entfernung scharf mit dem Auge, und grad, als er den Lauf erhob, schwirrte der Riemen durch die Luft. Kaum hatte ich mein Pferd zur Seite genommen, so fühlte ich einen Ruck: ein Schrei erscholl, und ich hielt an.

Er tobte wie ein angeschossener Eber, teilte Fusstritte und Faustschläge aus und war nicht eher zu beruhigen, als bis er seine Kräfte erschöpft hatte.

...und ehe er sich wieder aufraffen konnte, schlug ich ihm die geballte Faust auf die Schlägfe, so dass er liegen blieb.

"Kennst du dieses Siegel?" "Katera Allah - bei Gott! Das ist das Siegel des Grossherrn!"

Ich fasste also den Spiess und zog. Der rätselhafte Bewohner der Hütte hielt seine Waffe fest, und da er mir nicht gewachsen war, so zog ich ihn aus der Türe....

Ein Überfall

...dann streckten sich mir viele Lanzenspitzen entgegen; ich schlug sie mit der Büchse von mir ab,

So lagen wir noch eine lange Zeit, bis ich es für geraten hielt, diesen Ort zu verlassen.

Ehe er die Fassung wieder erlangte, hatten wir ihn gepackt.

Als Halef, das Messer in der Rechten haltend, mit der Linken nach der Locke griff, bat der Mann:"Herr, lass mir mein Haar! Ich will antworten."

Vor Freuden, mich wiedergefunden zu haben, war der Hund mit einem einzigen Satze bei mir auf dem Pferde; ich aber stiess ihn sofort hinab, da er verderblich werden konnte.

Ich hatte die beiden Läufe der Büchse abgeschossen und nahm den Stutzen zur Hand. Unsere Schüsse krachten - einmal und noch einmal.

Da kam Halef herbei, zwei Pferde führend; das eine war das seinige, und das andere war das überzählige, das ich den Bebbeh genommen hatte.

"Halt! Wartet!" rief ich. "Mohammed Enim, behennst du, dass der Rappenhengst wieder dein Eigentum ist?°

Im Kampfe gefallen

"Erschrick nicht," bat ich die Frau und reichte ihr die Hand zum Grusse vom Pferde herab. "Allah segne dich und diesen schönen Knaben! Wem gehört dieses Haus?"

Nun gab es einen Kampf, dessen Einzelheiten ich nicht zu beschreiben vermag, da ich mich derselben selbst nicht einmal sofort nach Beendigung des Handgemenges zu erinnern vermochte.

Nicht weit vom Feuer lag die Leiche des Mohammed Emin. Bei ihr sass, uns den Rücken zukehrend, bewegungslos sein Sohn Amad.

Er schwieg, und ich antwortete sofort: "Hassan Ardschir-Mirza, ich werde mit dir ziehen, solange als ich dir und den Deinigen nützlich sein kann."

Da aber hatte ich ihn mit der Linken bereits an der Brust und gab ihm mit der Rechten eine Ohrfeige, die ihm jede Widerstandsfähigkeit benahm.

Meine Ahnung hatte mich also nicht getäuscht: dieser Mensch war ein Verräter, obgleich die Tatsache erst noch genauer erwiesen werden musste. Als wir bei den Andern ankamen, liess ich den Perser durch einen Diener holen. "Was ist's?" fragte er. "Warum hältst du Saduk beim Gewande?"

Ich bog wei Äste eines Strauches zusammen und befestigte das Pergament in der Weise daran, dass es sofort gesehen werden musste.

Ich sah ihm einige Augenblicke lang scharf in das Gesicht und sagte dann: "Es steht bei dir, welches Schicksal du heut finden wirst. Gestehst du deine Fehler aufrichtig, so hast du Gnade zu erwarten; leugnest du aber, so mache dich bereit, in die Dschehennah zu gehen!"

In Bagdad

In einer der Gassen begegnete uns ein Mann in reicher, persischer Kleidung; er ritt einen Schimmel, der ein Reschma trug, eines jener kostbaren persischen Geschirre, mit denen nur die Reichsten prunken können. Wir waren gegen den Mann allerdings die reinen Strauchdiebe.
"Ez andscha, tschepu rast -packt euch fort, weicht rechts aus!" rief er uns an, indem er eine Gebärde des Abscheus machte....Er zog die Kamelpeitsche aus dem Riemen und holte aus. Er traf aber nicht, denn mein Rappe schnellte mit einem weiten Satz an ihm vorüber, wobei ich ihm die Faust so in das Gesicht stiess, dass er trotz seines orientalischenSattels vom Pferde flog. (Original nicht erhalten.)

Der Mann hielt ihm den Spiegel vor das Gesicht, und nun war es ganz und gar unmöglich, ohne lautes Lachen das Mienenspiel des Gentleman zu sehen.
 
Der Dicke erschien wieder, kirschrot im Gesicht. Er balancierte auf den beiden fetten Händen einen grossen Präsentierteller, auf dem drei Tassen dampften; daneben lag bei einem alten Tschibuk ein Häufchen Tabak, kaum genug, einmal zu stopfen.
 

Die Todeskarawane

Ich zog einen Piaster hervor und warf ihm denselben vor die Füsse. Der schiitische "Heilige" machte zuerst ein ein erstauntes Gesicht, dann aber ein sehr zorniges. "Azdar - Geizhals!" rief er,...
 
Weitab von den andern lag noch eine weibliche Gestalt in dem von Hufschlägen aufgewühlten Sand. Es war Benda.....Da gab es keinen Halt, kein Ende, keinen Boden; die Tiefe war unendlich, und aus den Entfernung von Millionen von Meilen hörte ich Halefs Stimme herabdringen: "Sihdi, o Sihdi, erwache, damit wir sie rächen können!"

Ich richtete mich mühsam empor, streckte ihm mit der Rechten zunächst eine der Pistolen entgegen, öffnete aber dabei das Gewand, dass sie den Hals und die entblösste Brust sehen konnten. Sofort zog der Araber seinen Arm an sich und sprang mit der Gebärde des grossen Schreckens zurück zu seinem Pferde. "Liwahihallah - um Gottes willen! " rief er entsetzt....Er hat die Pest, den Tod den Tod! Flieht, ihr Gläubigen....

Da aber tat Dojan einen Satz, fasste den Mann am Arm und riss ihn aus den Bügeln auf die Erde herab.

In Damaskus

Ich tat mein möglichstes, sie zu unterhalten, und sang ihnen auch eine Anzahl Lieder vor, deren Text ich während des Gesanges, so gut ich es vermochte, in das Arabische extemporierte.

Sie setzte sich in einem Winkel nieder und lehnte den Kopf an die Wand. Ich aber spielte.

Hinter dem Orte kam uns ein einzelner Reiter entgegen. Es war ein alter, weissbärtiger Araber, den unser Führer freudig begrüsste und uns dann mit den Worten vorstellte:"Das ist Abu Medschach, der Chabir, welcher den Inglis geleitet hat."

Als der Engländer sich wieder aufrichtete, langte ich zu und nahm ihm den Hut vom Kopfe. "'s death! Wer ist ----"

Da waren zwei Augen, zwei scharf auf mich gerichtete Augen...

In Stambul

Ich trat nämlich in ein Kaffeehaus, um mir eine Tasse Mokka nebst einer Pfeife geben zu lassen, und hatte mich kaum auf mein Polster gesetzt, als ich seitwärts von mir eine Stimme in deutscher Sprache rufen hörte: "Hurrjeh, is et möglich oder nich? Sind sie dort wirklich, oder is et een Anderer?"

Nach diesen Klängen machten die Derwische allerlei Verbeugungen und sonderbare Bewegungen teils gegen sich , teils gegen ihren Vorsteher.

In der fünften Zelle sass ein junger Derwisch, der vielleicht zwanzig und einige Jahre zählen mochte; er sah starr zum Fenster empor und liess die neunundneunzig Kugeln seines Rosenkranzes durch die Finger gleiten.

Ich zog ihn hinaus, verriegelte die Tür wieder und schob ihn dann durch  die von mir gemachte Öffnung in unsere Wohnung hinüber.

Er war längst verschwunden, als der Offizier an der Spitze der Seinigen durch die Bresche drang.

Da tauchte der Kopf des Schwimmenden aus der Flut empor - der Schuss krachte - ein Schrei erscholl, und der Kopf verschwand unter lautem Grgeln wieder in den Wellen.

Wir trafen dort zusammen. "Was hast du mir zu sagen?" fragte er.

Ein aus dem Chaos sich wieder herausarbeitender Kaikschi gab mir Auskunft.

 

In Edreneh

Jetzt hielt es der Zuhörer nicht länger aus. Er stand auf und entschuldigte sich: "Herr, das klingt so entsetzlich, dass ich nicht essen kann. Ich bin vom Reiten sehr ermüdet. Erlaube, dass ich schlafen gehe!"

"Zieht ihm das Gewand und die Schuhe aus!" befahl der Kadi. Die Khawassen traten zu ihm heran, um den Befehl zu vollführen.

Er blickte mich mit flammendem Auge an und fragte: "Folgst du etwa mir?" Ich blieb vor ihm stehen, betrachtete ihn genau und antwortete: "Was geht dich mein Weg an?"

Ich erhielt ein Blatt Pergament nebst Papier zum Umschlage und schrieb, das Knie als Unterlage benutzend, nachdem man mir den Strick von den Händen gelöst hatte....

...wühlte mich unter das Heu und kroch - mit den Beinen voran - zu der Öffnung hinaus. Ich berührte mit den Füssen den Boden und zog den Kopf in das Freie nach. (obere Ecke verbrannt!)

Darum nahm ich den Derwisch quer über meine Beine herüber und spornte das Pferd zu einem gestreckten Galopp an.

Ich zog das Messer. Kaum aber fühlte er die Spitze desselben auf seiner Brust, so riss er vor Entsetzen die Augen weit wie möglich auf und rief: "Ah wai! Halt! Willst du mich wirklich erstechen!"